Genuss ist eine Frage des Stils

A RIB EYE FOREVER!

Neulich habe ich spasseshalber in einem führenden Männermagazin einen dieser 08/15 Selbsttests mit dem Thema „Sind Sie ein Geniesser?“ ausgefüllt. Das Ergebnis war wie vermutet kompletter Schwachsinn, aber es erinnerte mich frappant an meinen genusserfüllten Dosenöffner Adam.

Interessiert Sie das Ergebnis?

Sie sind ein absoluter Geniesser und richten die gesamte Energie auf sich selbst. Sie sind offen für Neues, bleiben kulinarisch aber auch mal gerne bei Bodenständigem. Anderen gegenüber verhalten Sie sich rücksichtsvoll, sofern
man Ihnen Ihr Steak nicht durchgebraten serviert. Sie denken praktisch, interagieren kooperativ, sind emotional resistent, leben spontan und geniessen das Leben und den Augenblick, dennoch reagieren sie hin und wieder zu menschlich.

Nach einem ausgiebigen Lachkrampf, den ich mir aus dem Fell schütteln musste, machte ich mich daran, den überdimensionierten Kühlschrank zu erkunden, denn mein sensibler Magen verlangte eindringlich nach einer kultivierten Mahlzeit. Vielleicht ein Happen Räucherforellenfilet oder Carpaccio als kleine Zwischenmahlzeit.

Das kalte Licht des gähnend leeren Kühlschranks versetzte mich spontan in eine Schreckstarre. Solche unvorhergesehenen Stresssituationen erzeugen bei mir Schüttelfrost und ruinieren in der Folge mein glänzendes Fell. Also interagierte ich kooperativ, indem ich Adam über den nötigen Nachschub informierte und eine Grillsession im Garten vorschlug. Wie vermutet, hatte sein allzu menschliches Gehirn den leeren Kühlschrank seit dem Frühstück bereits wieder vergessen, aber er war äusserst erfreut über meine Spontanität und versprach Besserung mit einem genussvollen BBQ nach Feierabend. Auf mein Anraten orderte er ein Sorglos-Paket, sprich ein paar Steaks vom „Heritage Angus Beef“ und „dry aged“ T-Bone-Steaks – nicht  unter 400 Gramm –
versteht sich von selbst, bei diesem 5-Sterne-Restaurant im Zentrum von Zürich und ich überbrückte die Wartezeit bis zum Abend mit einer bodenständigen Dose weisse Tunafilets in Olivenöl mit frisch gebackenem Dinkel-Chia-Baguette.

Übrigens:

Wie Sie sicher schon bemerkt haben bin ich, wie es sich für einen stilvollen Kater gehört, in Genussfragen ausgesprochen versiert und lenke meinen Dosenöffner Adam, den ich im Vergleich zu mir eher als ambitionierten Hobbykoch bezeichnen würde, beim alles entscheidenden Lebensmitteleinkauf in die richtige Richtung.

Zwischen ausgedehnten Raubzügen auf dem Gemüse- und Fischmarkt, dem Metzger des Vertrauens, Delikatessläden und Alternativ-Bäckereien ergeben sich hitzige Diskussionen über das ideale Messer, französischen Fleischschnitt, Natursauerteig, das ultimative Rezept, die vermeintliche Grill-Bibel oder die zum Smoken und Räuchern am besten geeignete Holzart. Kurz gesagt, unser Männerhaushalt pflegt – dank mir – hervorragend zu kochen und zu speisen. Ja wir entwickeln einen regelrechten Wettbewerb, uns gegenseitig zu übertreffen.

Doch zurück zum BBQ: Dieses endete für Adam an diesem Tag in der Notaufnahme. Soll mir keiner vorwerfen ich hätte ihn nicht gewarnt, dass die Glut noch nicht reif sei und die Steaks ordentlich abgetropft sein müssen, aber er reagierte mal wieder komplett menschlich.

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