Leon Löwentraut
Bereits mit zwölf verkauft Leon Löwentraut sein erstes Gemälde. Das war vor elf Jahren und seither ist viel passiert: Der Düsseldorfer ist um die Welt geflogen, hat in Metropolen wie Venedig, Wien, Kopenhagen, St. Petersburg, Singapur, London und New York ausgestellt. Seine Gemälde erzielen fünfstellige Beträge. Er betreibt Charity in seinem Namen und wurde jüngst auf die Forbes Liste der dreissig einflussreichsten Menschen im deutschsprachigen Raum unter dreissig Jahren gesetzt. Das Interesse an Löwentraut ist gross, doch wo gejubelt, wird bekanntlich auch geschimpft. Wo Fans einen jungen Picasso erkennen, ein Künstlergenie sondergleichen, vermuten Skeptiker einen smarten Marketingstrategen. Letztlich, das ist das Schöne an der Kunst, kann jeder für sich entscheiden, was ein Löwentraut bei ihm bewirkt. «Kunst ist Leben», so Löwentraut. Er selbst denke darüber von morgens bis abends und auch in der Nacht nach. ADAM THE MAGAZINE traf den Künstler in Zürich zum Gespräch.
Herr Löwentraut, immer weniger junge Menschen interessieren sich für Kunst, Netflix und Instagram werden Museums- und Galeriebesuche vorgezogen. Wie stehen Sie als junger Künstler dazu?
So sehe ich das nicht. Zu meinen Ausstellungen kommen viele junge Leute. Ich würde sogar sagen, dass das Interesse für Kunst gerade bei Jüngeren steigt. Allein auf Instagram folgen mir über 220’000 User.
Wofür braucht es Ihrer Meinung nach Kunst?
Ich persönlich brauche sie wie die Luft zum Atmen. Kunst ist aber nicht nur ein Lebenselixier, sondern auch ein Spiegel der Gesellschaft. Sie bildet den Zeitgeist ab und ist ihm manchmal sogar ein paar Schritte voraus. Zudem kann Kunst auf Lösungen aufmerksam machen und zu Innovationen anregen.
Ist Kunst der Wahrheit verpflichtet?
Um es in den Worten Picassos zu sagen: «Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen.» Wer entscheidet, denn was wahr ist?
Sie als Künstler können es für sich entscheiden und dann widergeben?
Vielleicht. Nur ist meine Wahrheit vielleicht eine andere als die Ihre. In meiner Kunst verarbeite ich persönliche Erfahrungen mit Menschen, insofern drückt sie meine Wahrheit aus.
Was macht ein Bild in Ihren Augen besonders?
Wenn es einen tiefen Eindruck hinterlässt. Wie auch immer, es das anstellt, es muss im Kopf bleiben, plötzlich zwischen den Gedanken auftauchen und nicht mehr weggehen, dann ist es ein besonderes Bild.
Gibt es Bilder von Ihnen, die Ihnen nicht gefallen oder gar welche, für die Sie sich schämen?
Nein, jedes Bild, das mein Atelier verlässt, ist in meinen Augen gelungen. Wenn ein Bild von mir nicht gut ist, zerstöre ich es. Als Künstler ist es für mich wichtig, dass ich mir einerseits treu bleibe, mich andererseits aber auch weiterentwickle, darin liegt die grosse Herausforderung für mich.
Wann wissen Sie, dass ein Bild fertig ist?
Eigentlich ist es das nie ganz. Aber ein Künstler spürt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um es in die Welt hinauszuschicken. Manche meiner Bilder stehen sechs Monate oder länger in meinem Atelier und ich arbeite immer wieder daran. Bei anderen hingegen geht es schneller. Ich merke intuitiv, wann ich nichts mehr hinzufügen kann.
Man hat Ihnen vorgeworfen, mehr Marketinggenie als versierter Künstler zu sein. Was sagen Sie dazu?
Ich bin Künstler und sonst gar nichts. Das Interesse an meiner Kunst ist so gross, weil die Leute meine Kunst lieben.
Wann hat dieses Interesse angefangen?
Ich habe mein erstes Bild an eine Pizzeria in Kaarst verkauft. Da war ich zwölf. Ich wusste früh, dass ich Künstler werden möchte. Zum Beispiel habe ich in der Schule, in der grossen Pause, Galerien angerufen und mich so um Ausstellungen bemüht. Irgendwann sind dann die Medien auf mich aufmerksam geworden. Es hat sie beeindruckt, dass ich in so jungen Jahren bereits derart auf Kunst fokussiert war.
Sie haben einst gesagt, dass Ihre Gemälde mal so bekannt werden sollen wie die Picassos. Das stiess manchem Journalisten sauer auf. Plötzlich war von Arroganz die Rede. Ist es Arroganz oder ist es unverblümter Optimismus?
Vor allem ist es der Wille, immer besser zu werden. Und die Freude, beim Malen viel zu experimentieren und immer wieder neue Ideen zu entwickeln. Kunst kennt keine Grenzen, hat keinen Horizont – alles ist möglich!
Woody Allen wurde aus der Filmschule geworfen, Sie wurden durch die Kunstakademie als Schüler abgelehnt. Was dachten Sie damals, hat Sie das geschmerzt?
Natürlich hat mich das geschmerzt. Heute aber denke ich, dass es letztlich besser für mich war. So konnte ich mich frei entwickeln. Die Akademie hätte mich vermutlich zu stark eingeschränkt.
Leon Löwentraut Kurzbiografie:
Der gebürtige Deutsche und sehr gefragte Künstler ist 23 Jahre alt und seine Werke konnten bereits in New York, London, Singapur, Kopenhagen sowie im Puschkin-Museum in St. Petersburg, im Palazzo Medici Riccardi in Florenz und in Zürich in der Galerie WOS bestaunt werden. Sein Stil hat eine expressive Wucht, ist abstrakt und sehr farbenfroh. Seine Ausstellungseröffnungen sind stets ein inszeniertes Ereignis. Löwentrauts Werke entstehen spontan und haben einen impulsiven Ausdruck. Bevorzugt malt er nachts, am Boden seines Ateliers bei lauter Musik. Dynamische und repetitive Ornamentstrukturen, gepaart mit abstrahiert-expressiven Menschen, Köpfen und Silhouetten gehören dabei zu dem bevorzugten Bildkanon des Düsseldorfer Künstlers. Damit offenbart Leon Löwentraut seinen Blick auf die Welt und damit einhergehende Geschehen. Seine Sujets sind vielseitig, beschäftigen sich mit Menschen und dem Zwischenmenschlichem. Berühmt ist seine Kampagne, die von Nachhaltigkeit geprägt ist, «#Art4Global Goals» sowie seine Kunstaktion «Global Gate» auf dem Frankfurter Flughafen. Weitere Stationen des «Global Gate Konzepts» werden Dallas, Singapur und Hongkong sein. Seine Werke verströmen unbändige Lebensfreude und Zuversicht, zwei Facetten, die den Nerv der Zeit treffen.
Bilder: www.leonloewentraut.de