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Damiana Mariani

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Auf Eroberungskurs

Leon Löwentraut

Bereits mit zwölf verkauft Leon Löwentraut sein erstes Gemälde. Das war vor elf Jahren und seither ist viel passiert: Der Düsseldorfer ist um die Welt geflogen, hat in Metropolen wie Venedig, Wien, Kopenhagen, St. Petersburg, Singapur, London und New York ausgestellt. Seine Gemälde erzielen fünfstellige Beträge. Er betreibt Charity in seinem Namen und wurde jüngst auf die Forbes Liste der dreissig einflussreichsten Menschen im deutschsprachigen Raum unter dreissig Jahren gesetzt. Das Interesse an Löwentraut ist gross, doch wo gejubelt, wird bekanntlich auch geschimpft. Wo Fans einen jungen Picasso erkennen, ein Künstlergenie sondergleichen, vermuten Skeptiker einen smarten Marketingstrategen. Letztlich, das ist das Schöne an der Kunst, kann jeder für sich entscheiden, was ein Löwentraut bei ihm bewirkt. «Kunst ist Leben», so Löwentraut. Er selbst denke darüber von morgens bis abends und auch in der Nacht nach. ADAM THE MAGAZINE traf den Künstler in Zürich zum Gespräch.

Herr Löwentraut, immer weniger junge Menschen interessieren sich für Kunst, Netflix und Instagram werden Museums- und Galeriebesuche vorgezogen. Wie stehen Sie als junger Künstler dazu?
So sehe ich das nicht. Zu meinen Ausstellungen kommen viele junge Leute. Ich würde sogar sagen, dass das Interesse für Kunst gerade bei Jüngeren steigt. Allein auf Instagram folgen mir über 220’000 User.

Wofür braucht es Ihrer Meinung nach Kunst?
Ich persönlich brauche sie wie die Luft zum Atmen. Kunst ist aber nicht nur ein Lebenselixier, sondern auch ein Spiegel der Gesellschaft. Sie bildet den Zeitgeist ab und ist ihm manchmal sogar ein paar Schritte voraus. Zudem kann Kunst auf Lösungen aufmerksam machen und zu Innovationen anregen.

Ist Kunst der Wahrheit verpflichtet?
Um es in den Worten Picassos zu sagen: «Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen.» Wer entscheidet, denn was wahr ist?

Sie als Künstler können es für sich entscheiden und dann widergeben?
Vielleicht. Nur ist meine Wahrheit vielleicht eine andere als die Ihre. In meiner Kunst verarbeite ich persönliche Erfahrungen mit Menschen, insofern drückt sie meine Wahrheit aus.

Was macht ein Bild in Ihren Augen besonders?
Wenn es einen tiefen Eindruck hinterlässt. Wie auch immer, es das anstellt, es muss im Kopf bleiben, plötzlich zwischen den Gedanken auftauchen und nicht mehr weggehen, dann ist es ein besonderes Bild.

Gibt es Bilder von Ihnen, die Ihnen nicht gefallen oder gar welche, für die Sie sich schämen?
Nein, jedes Bild, das mein Atelier verlässt, ist in meinen Augen gelungen. Wenn ein Bild von mir nicht gut ist, zerstöre ich es. Als Künstler ist es für mich wichtig, dass ich mir einerseits treu bleibe, mich andererseits aber auch weiterentwickle, darin liegt die grosse Herausforderung für mich.

Wann wissen Sie, dass ein Bild fertig ist?
Eigentlich ist es das nie ganz. Aber ein Künstler spürt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um es in die Welt hinauszuschicken. Manche meiner Bilder stehen sechs Monate oder länger in meinem Atelier und ich arbeite immer wieder daran. Bei anderen hingegen geht es schneller. Ich merke intuitiv, wann ich nichts mehr hinzufügen kann.

Man hat Ihnen vorgeworfen, mehr Marketinggenie als versierter Künstler zu sein. Was sagen Sie dazu?
Ich bin Künstler und sonst gar nichts. Das Interesse an meiner Kunst ist so gross, weil die Leute meine Kunst lieben.

Wann hat dieses Interesse angefangen?
Ich habe mein erstes Bild an eine Pizzeria in Kaarst verkauft. Da war ich zwölf. Ich wusste früh, dass ich Künstler werden möchte. Zum Beispiel habe ich in der Schule, in der grossen Pause, Galerien angerufen und mich so um Ausstellungen bemüht. Irgendwann sind dann die Medien auf mich aufmerksam geworden. Es hat sie beeindruckt, dass ich in so jungen Jahren bereits derart auf Kunst fokussiert war.

Sie haben einst gesagt, dass Ihre Gemälde mal so bekannt werden sollen wie die Picassos. Das stiess manchem Journalisten sauer auf. Plötzlich war von Arroganz die Rede. Ist es Arroganz oder ist es unverblümter Optimismus?
Vor allem ist es der Wille, immer besser zu werden. Und die Freude, beim Malen viel zu experimentieren und immer wieder neue Ideen zu entwickeln. Kunst kennt keine Grenzen, hat keinen Horizont – alles ist möglich!

Woody Allen wurde aus der Filmschule geworfen, Sie wurden durch die Kunstakademie als Schüler abgelehnt. Was dachten Sie damals, hat Sie das geschmerzt?
Natürlich hat mich das geschmerzt. Heute aber denke ich, dass es letztlich besser für mich war. So konnte ich mich frei entwickeln. Die Akademie hätte mich vermutlich zu stark eingeschränkt.

Leon Löwentraut Kurzbiografie:

Der gebürtige Deutsche und sehr gefragte Künstler ist 23 Jahre alt und seine Werke konnten bereits in New York, London, Singapur, Kopenhagen sowie im Puschkin-Museum in St. Petersburg, im Palazzo Medici Riccardi in Florenz und in Zürich in der Galerie WOS bestaunt werden. Sein Stil hat eine expressive Wucht, ist abstrakt und sehr farbenfroh. Seine Ausstellungseröffnungen sind stets ein inszeniertes Ereignis. Löwentrauts Werke entstehen spontan und haben einen impulsiven Ausdruck. Bevorzugt malt er nachts, am Boden seines Ateliers bei lauter Musik. Dynamische und repetitive Ornamentstrukturen, gepaart mit abstrahiert-expressiven Menschen, Köpfen und Silhouetten gehören dabei zu dem bevorzugten Bildkanon des Düsseldorfer Künstlers. Damit offenbart Leon Löwentraut seinen Blick auf die Welt und damit einhergehende Geschehen. Seine Sujets sind vielseitig, beschäftigen sich mit Menschen und dem Zwischenmenschlichem. Berühmt ist seine Kampagne, die von Nachhaltigkeit geprägt ist, «#Art4Global Goals» sowie seine Kunstaktion «Global Gate» auf dem Frankfurter Flughafen. Weitere Stationen des «Global Gate Konzepts» werden Dallas, Singapur und Hongkong sein. Seine Werke verströmen unbändige Lebensfreude und Zuversicht, zwei Facetten, die den Nerv der Zeit treffen.

Glücksatt

Unsere aktuellen sechs Lieblingsrestaurants

Heute Abend nichts vor? Dann wissen wir was für Sie. Sie haben doch etwas vor? Kein Problem, das hier ist besser! Wir zeigen Ihnen unsere aktuellen Lieblingsrestaurants in Zürich und Umgebung.

Maison Manesse

Lust auf Lavendel-Mascarpone-Crème mit Heidelbeer-Eis? Davor gäbe es dann zum Beispiel Gnocchi mit Pilzen und Fichtensprossen oder Mangalica-Schweinekoteletts mit Kohl oder Kabeljau mit Jerusalem-Artischocken, Safran-birne, Pfifferlingen und Sesam – die Qual der Wahl. Der Kluge bestellt die Maison Experience bestehend aus sechs Gängen mit Alkoholbegleitung und kann das Michelin-gepriesene Restaurant Stunden später mit einem warmen Magen und der beruhigenden Gewissheit, auch nichts verpasst zu haben, wieder verlassen.

Maison Manesse
Hopfenstrasse 2, 8045 Zürich
info@maisonmanesse.ch
+41 44 462 01 01
www.maisonmanesse.ch
15 Gault-Millau-Punkte
1 Michelin-Stern

Bauernschänke

„Sharing ist caring“ lautet das Motto in der Bauernschänke im Niederdorf. Da gibt es: Schweinebauchgröstel mit
Shiso Rettich und Kopfsalat, Auberginen-Tatar mit Kräutersalat und Knäckebrot oder Schmorbraten-Ravioli mit
Salbeibutter und Parmesan und weitere herrliche Gerichte von Spitzenkoch Nenad Mlinarevic, die zum Teilen auf den Tisch kommen. Es könnte allerdings sein, dass Sie, einmal davon probiert habend, nicht mehr in der Laune sind zu teilen.

Restaurant Bauernschänke
Rindermarkt 24, 8001 Zürich
hunger@bauernschaenke.ch
+41 44 262 41 30
www.bauernschaenke.ch
15 Gault-Millau-Punkte

Huusbeiz

Zwischen Lochergut und Albisriederplatz an der Badenerstrasse befindet sich die Huusbeiz. Eine stilvolle und sehr gemütliche Quartierbeiz mit ehrlicher, guter Schweizer Küche. Vom 12. bis 14. November findet in der Huusbeiz eine Metzgete nach „Nose to Tail“-Philosophie statt. Serviert wird ein elegantes 5-Gang-Menü mit – so die Macher – ganz viel Schweinerei. Das Ganze beläuft sich auf 94 Franken, mit Weinbegleitung kommen noch 49 dazu.

Huusbeiz
Badenerstrasse 310, 8004 Zürich
+41 43 931 77 90
www.huusbeiz.ch

Gamper

Das Restaurant Gamper begrüsst seine Gäste mittwochs bis samstags. Reservieren kann man nicht, dafür spontan vorbeischauen. In der Regel findet sich nach kurzer Wartezeit (an der Weinbar) ein Platz, und das Warten hat sich im Gamper noch immer gelohnt. Die Gerichte von Marius Frehner sind saisonal und stark auf das Wesentliche reduziert wie überhaupt alles im Gamper. Eine Speisekarte gibt es nicht, serviert wird stattdessen ein sensationelles 5-Gang-Überraschungsmenü.

Gamper
Nietengasse 1, 8004 Zürich
+41 44 221 11 77
www.gamper-restaurant.ch
15 Gault-Millau-Punkte

Trube Zollikon

Die Trube in Zollikon, gleich neben einem kleinen Käseladen, besticht mit einer einladenden Atmosphäre und geschmackvoller Einrichtung. Tatsächlich fühlt man sich hier schon wohl, noch ehe man Platz genommen hat. Die Gourmetküche von Claudio Obrecht sorgt dann dafür, dass man auch möglichst lange sitzenbleiben möchte. Im Leben ist es so: Manchmal bekommt man, was man erwartet – oftmals nicht – und in seltenen Fällen kriegt man viel mehr. Dann bestellt man Ricotta-Gnocchi und denkt sich, das Restaurant besitzt 14 Gault- Millau-Punkte, das werden richtig gute Gnocchi sein, aber dann, ja dann sind es die besten, die man je gekostet hat.

Trube Zollikon
Alte Landstrasse 94, 8702 Zollikon
info@trubezollikon.ch
+41 44 390 11 60
www.trubezollikon.ch
14 Gault-Millau-Punkte

Fedt

Wer das Fedt (dänisch: cool) betritt, begreift sogleich: Hier sind die Macher mit Leidenschaft am Werk. Ausgerichtet ist das Konzept auf vegetarische und vegane Küche, die überrascht und begeistert. Die Churros auf Karamell beispielsweise sind schlicht ein Gedicht, stellen aber die übrigen Speisen keineswegs in den Schatten. Noch bis zum 18. Dezember ist das Pop-up geöffnet – und bleibt dann hoffentlich für immer. Und wenn es so ist, dass die Freude, die man anderen schenkt, ins eigene Herz zurückkehrt, dann muss Chefkoch und Innovator Alain Pinto ein sehr glücklicher Mann sein, denn seine Gerichte versprechen Freude pur.

Fedt
Brauerstrasse 37, 8004 Zürich
eat@fedt.ch
+41 44 888 88 08
www.fedt.ch

Photos Copyrights: Maison Manesse, Bauernschänke, Fedt, Bauernschänke, Depositphotos, Huusbeiz, Gamper, Trube Zollikon, Fest

Daniel Craig – Der beste Bond aller Zeiten

In „No Time to Die“ rettet Daniel Craig erneut die Welt. Es ist seine letzte Performance als James Bond – und hoffentlich erst der Anfang von unserem ADAM THE MAGAZINE CoverHelden.

Mit einem Budget von 250 Millionen US-Dollar ist „No Time to Die“ der bisher teuerste Bond-Streifen und Daniel Craigs letzter. 14 Jahre lang war der 52-Jährige der offizielle Geheimagent 007 – und für viele der beste überhaupt. Das war nicht abzusehen. Noch während der Dreharbeiten zu „Casino Royale“ 2006 gingen entrüstete Fans auf die Strasse und riefen zum Boykott auf. Sie verlangten eine neue, bessere Besetzung für ihren Agentenliebling. Craig, so das damalig verbreitete Urteil, sei zu hässlich für einen Bond. Sein Gesicht sei zu breit, der Mund zu dünn, die Nase zu knollig – und überhaupt sei er zu blond. Craig dagegen weigerte sich, sich die Haare schwarz zu färben und beschwichtigte die Skeptiker mit vorgetäuschter Ruhe, das Ergebnis abzuwarten und dann zu urteilen. „Ich hatte von Anfang an 110 Prozent gegeben“, so Craig, und dann wurden daraus eben 115.“ Der Entscheidung für den Part ging aufreibendes Hadern voraus: „Ich hatte Angst, mir meine Karriere zu versauen.“ Aber dann rang er sich durch, aus Angst, andernfalls eines Tages besoffen in einem Pub zu hängen und sich die quälendste aller Fragen stellen zu müssen: Was wäre wenn … und hätte ich doch bloss.

Daniel Craig mit seinen eisblauen Augen hat James Bond neu erfunden, ihm eine Seele gegeben. Zum ersten Mal in der Geschichte hat Bond eine Backstory Wound, ein Trauma, eine Vergangenheit, dieser Bond liebt, weint und stirbt fast. Das macht ihn greifbar und somit attraktiver als sämtliche seiner Vorgänger. Craigs Bond ist gebrochen und dennoch stärker als jeder Bond vor ihm. Für die Rolle hat der Brite das Rauchen aufgegeben – ein Kampf! – und sich 20 Pfund Muskeln antrainiert. Erstmals zu bestaunen in „Casino Royale“, als er in knappen blauen Badeshorts aus dem Wasser steigt. Eine Gratwanderung, die vom Supercoolen geradezu ins Lächerliche abfallen hätte können, aber dann wäre Daniel Craig nicht Daniel Craig. Und dennoch kam er sich dabei wie ein Affe vor: „Schauspielerei ist dann am besten, wenn man sich nicht um Äusserlichkeiten kümmert – bei Bond aber geht das nicht.“

Daniel Craig wächst erst in Liverpool, später in Hoylake bei seiner Mutter und seinem Stiefvater in einem Künstler-Milieu auf. Bereits mit sechs Jahren interessiert er sich für die Schauspielerei. Sein Handwerk lernt er an der Guildhall School of Music & Drama in London. Er kellnert und hilft in Restaurantküchen aus, um über die Runden zu kommen. Seinen ersten kommerziellen Erfolg erzielt er 2004 in „Layer Cake“, in dem er einen Drogendealer mimt. Ein Jahr darauf spielt er in Steven Spielbergs fünffach Oscar-nominierte Werk „Munich“ rund um das Münchner Olympia-Attentat in den Siebzigern. Es folgt „Casino Royale“. Als er die Zusage für die Rolle kriegt, sucht er sogleich eine Bar auf und lässt sich seinen ersten Martini mixen. 2008, zwei Jahre darauf, kommt der Nachfolger „Quantum of Solace“ von Marc Forster in die Kinos, der nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann. Im selben Jahr ist Craig in „Defiance“ zu sehen, der unter Kritikern Unstimmigkeiten hervorruft. Beachtlich ist seine Darbietung in der amerikanischen Stieg-Larsson-Adaption „The Girl with the Dragon Tattoo“ als Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist an der Seite der ebenso wundervollen Rooney Mara als gerechtigkeitsuchender Hackerin, die hier die treibende Kraft ist und quasi den „Bond-Part“ innehat. Letztlich ist sie es, die dem Bösen das Genick bricht und all jenen, die ihr in der Zwischenzeit in die Quere kommen.

Für den aktuellen Bond fühlt sich der bereits leicht ergraute Craig eigentlich schon zu alt. Bei den Dreharbeiten musste er es ruhiger angehen, auch seiner Frau Rachel Weisz zuliebe, die das Bond-Set einen Boxring nennt. Zu oft schon hat er Blessuren davongetragen. Passenderweise ist Bond in „No Time to Die“ in den Ruhestand getreten und geniesst das süsse Nichtstun auf Jamaika, als ein alter Freund vom CIA ihn um Hilfe bittet. Ein entführter Wissenschaftler muss gerettet werden. Bond erweist ihm den Dienst. Es ist der bekannte „letzte Job“, der grösser und gefährlich ist als alles zuvor. Die Frage, wie die Geschichte um James Bond weitergehen soll, möchte Produzentin Barbara Broccoli nicht beantworten: «Es sei ihr ein Graus, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen.» Allen ist klar, Daniel Craig hat die Messlatte verdammt hochgelegt.

Kurz-Filmografie – ein Auszug:

„Im Glanz der Sonne“ (1992) von John G. Avildsen
„Elizabeth“ (1998) von Shekhar Kapur
„Lara Croft: Tomb Raider“ (2001) von Simon West
„Road to Perdition“ (2002) von Sam Mendes
„Layer Cake“ (2004) von Matthew Vaughn
„The Jacket“ (2005) von John Maybury
„Munich“ (2005) von Steven Spielberg
„James Bond 007: Casino Royale“ (2006) von Martin Campbell,* BAFTA Award-Nominierung
„The Golden Compass“ (2007) von Chris Weitz„James Bond 007: Quantum of Solace“ von Marc Forster
„Defiance“ (2008) von Edward Zwick

„Cowboys & Aliens“ (2011) von Jon Favreau
„The Girl with the Dragon Tattoo“ (2011) von David Fincher
„James Bond 007: Skyfall“ (2012) von Sam Mendes
„James Bond 007: Spectre“ (2015) von Sam Mendes
„Star Wars: The Force Awakens“ (2015) von J. J. Abrams
„Knives Out“ (2019) von Rian Johnson, *Golden-Globe-Nominierung
„James Bond 007: No Time to Die“ (2021) von Cary Joji Fukunaga

Photos Copyrights: UPI Media, DANJAQ, LLC AND MGM , FRANCO ORIGLIA, RUSH PHOTGRAPHY

Wiederauferstehung einer Legende

La Réserve Eden au Lac Zurich

Zu erwarten wäre ein Gefühl der Ruhe, des Angekommenseins, doch im La Réserve Eden au Lac Zurich ist das anders. Das 5-Sterne-Hotel im Philippe-Starck-Design versprüht Abenteuerlust und Entdeckerdrang. Und zu erkunden gibt es hinter den historischen Gemäuern in der Tat reichlich Spannendes.

An prominenter Lage, direkt am Ufer des Zürichsees erstrahlt das einstige Traditionshaus Eden au Lac in neuem Glanz. Und trägt einen neuen Namen: La Réserve. Stardesigner Philippe Starck hat dem 5-Sterne-Luxushotel ein neues Gesicht verliehen. Dabei ist die hübsche Fassade mit den Löwenköpfen und historischen Skulpturen gänzlich erhalten geblieben. Die grosse Verwandlung fand im Inneren statt. Dort stösst man auf rotes, gehobeltes Holz wie von Schiffsrümpfen, Ruder, die daliegen, als hätte man sie nach einer Regatta vergessen, eine Sammlung in Harz fixierter Schiffskiele, bronzene Fórcole und Rudgergabeln venezianischer Gondeln. Das gesamte Interieur ist einem eleganten Jachtclub nachempfunden und präsentiert sich aufregend mondän. Es fühlt sich an, als würde man zu einem Abenteuer eingeladen sein, bei dem man nicht weiss, wohin es führt, gewiss aber, dass man es erleben will.

Zur Verfügung stehen vierzig Zimmer und Suiten, die in acht Kategorien unterteilt sind. Die Zimmer in den oberen Etagen hat Starck wie Schiffskabinen von Seefahrern auf Landgang gestaltet. Nun, die stilvolle Luxusvariante davon. Für prächtige kulinarische Erlebnisse sorgen gleich zwei Restaurants. Vom Eden Kitchen & Bar erhoffen sich die Besitzer, dass es bald zum Zürcher «In Place» wird, eine lebendige Begegnungsstätte. In der offenen Küche zaubern Marco Ortolani und sein Team wahre Genussfreuden auf die Teller, Köstlichkeiten aus aller Welt und natürlich auch heimische Spezialitäten wie Züri-Gschnätzlets mit Rösti. Über den Glasaufzug gelangt man in das La Muña. Hier auf der sechsten Etage bietet sich ein 360-Grad-Panorama auf das historische Züricher Stadtzentrum, den See und die fernen Alpen. Auf den bepflanzten Rooftops kann man den rhythmischen Wellenschlägen lauschen und die frische Brise des Sees einatmen. Unter riesigen Markisen werden japanisch-peruanische Spezialitäen von Küchenchefin Miya Gunji serviert. Gewählt wird zwischen rohen (crudo) und warmen (caliente) Gerichten, wie etwa Thunfisch-Ceviche oder Rinder-Entrecôte an Trüffel-Teriyaki-Sauce. Im Inneren des Restaurants stehen bequeme Sofas aus hellem Leder auf persisch anmutenden Teppichen. Hie und da streift das Auge einen geheimnisvollen Gegenstand, der Reiselust versprüht. Das eigentliche Geheimnis steckt allerdings in der Zubereitung der sagenhaften Speisen und Cocktails. An die man sich, wie überhaupt an alles hier, lange erinnern wird.

La Réserve Eden au Lac Zurich, Utoquai 45, 8008 Zürich, +41 44 266 25 25, info@lareserve-zurich.com, www.lareserve-zurich.com

Photos Copyrights: La Réserve Eden au Lac Zurich

Herbstliches Lesevergnügen

Sechs Lieblingsbücher

Berührende, bereichernde Bücher sind Phantasie-Fahrzeuge, dabei spielt es gar nicht so sehr eine Rolle, wohin sie den Leser führen: in aufregender Weise geht es einmal um die Welt oder quer durchs Leben und bestenfalls immer auch ein wenig ins tiefste Innere unseres Selbst. Dies sind unsere sechs Lieblingsbücher der vergangenen Monate…

1. Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd

Ein Junge, einsam und mit Fragen im Kopf, trifft auf einen Maulwurf, der immerzu nach Kuchen giert, klein ist, aber furchtlos und Grosses bewirkt, auf einen Fuchs, der bedächtig still ist, weil ihm das Leben wehgetan hat, und auf ein Pferd mit Flügeln. Zusammen gehen sie durch die Wildnis und meistern den Sturm, der wie jeder Sturm früher oder später aufziehen muss. Geschrieben und illustriert wurde das Ganze von Charlie Mackesy, der sich mit diesem Werk einen Traum erfüllt hat. Es ist daraus ein Buch geworden, das es vermag jede noch so hartnäckige Sorgenwolke zu vernichten und einem stattdessen Tränen der Freude in die Augen treibt

List Hardcover, 128 Seiten
von Charlie Mackesy, www.ullstein-buchverlage.de

2. Draußen gehen

Gedanken sind Diebe. Aber nicht diese Gedanken. Diese Gedanken sind eins mit der Natur. Anstatt im geschlossenen Raum vor dem Bildschirm zu hocken und angestrengt Einfälle zu erzwingen, animiert Christian Sauer – Autor und Coach für Kreative – seine Leser, den Titel seines jüngsten Buchs zum Programm zu machen und eben: nach draussen zu gehen und dabei nicht nur zu guten Einfällen, sondern auch zu sich selbst zu finden. „Draussen gehen“ ist möglicherweise ein Buch, wie Sie es noch nicht gelesen haben, ein Grund mehr es sich anzuschaffen.

Leinenband, 176 Seiten
von Christian Sauer, www.typografie.de

3. Die Parade

Diese Geschichte spielt in einem vom Bürgerkrieg zerrissenen namenlosen Land und handelt von zwei namenlosen Bauarbeitern, über die der Leser nie viel erfahren wird. Ihr Auftrag: innert zwölf Tagen eine Strasse zu ebnen, auf der eine Parade stattfinden soll, und so den armen Süden mit dem reichen Norden zu verbinden. Während der eine Protagonist pedantisch darauf bedacht ist, den Job zu erledigen, um schnellstmöglich wieder nach Hause zu kommen, sucht der andere das Abenteuer und leichten Sex. Mit „Die Parade“ zeigt Dave Eggers einmal mehr, dass er einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit ist.

192 Seiten
von Dave Eggers, www.kiwi-verlag.de

4. Baedeker’s Handbuch für Schnellreisende

Wussten Sie, dass es einst üblich – oder zumindest empfohlen – war auf einer Ägypten-Reise sechzig Flaschen französischen Rotweins im Gepäck zu haben? Und Indien-Touristen nicht ohne eigenes Waschbecken reisen sollten? Oder dass abzuraten war, Kuhmilch in der Schweiz ohne Beimischung von Cognac zu trinken? Diese und reichlich weitere skurrile, hochamüsante Reiseerkenntnisse aus den historischen Baedeker Reiseführern sind nun in einem Werk zusammengefasst, dem: „Baedeker’s Handbuch für Schnellreisende“.

384 Seiten
von Christian Koch und Hasso Spode, www.mairdumont.com

5. Wir sind das Klima

Mit seinem Bestseller „Tiere essen“ hat der amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer weltweit für Furore gesorgt und unzählige Menschen zu Vegetarierin gemacht. Die Verwerflichkeit der Massentierhaltung ist nun auch zentrales Thema seines jüngsten Werks, in dem er sich dem Klimawandel widmet. Foer erinnert an die Kraft und Notwendigkeit gemeinsamen Handelns und führt anschaulich viele gelungene Beispiele an, die uns als Ansporn dienen sollen und leicht umzusetzen sind.

336 Seiten
von Jonathan Safran Foer,  www.kiwi-verlag.de

6. Ein Rundgang durch die Wunderkammer der deutschen Sprache

Lustgetöne, Zeugemutter, Meuchelpuffer – tatsächlich ist nichts Anrüchiges an diesen Fremdverdeutschungen des Poeten Philipp von Zesen, gemeint sind lediglich: Musik, Natur und Pistole. Auf diese und weitere Bizzaritäten stossen Sie in „Ein Rundgang durch die Wunderkammer der deutschen Sprache“ und merken dabei, die deutsche Sprache ist so vielfältig wie kaum eine andere. Dieses Buch schwelgt geradzu in ihrer Schönheit, Merkwürdigkeit und ihren wundersamen Hervorbringungen. Von Anagrammen und Palindromen über Bildgedichte des Barock bis zur Gegenwart. Eine kurzweilige Lektüre für deutschbegeisterte Wortakrobaten.

Hardcover, 320 Seiten
von Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer, www.daskulturellegedaechtnis.de

Photos Copyrights: Ullstein Verlag, Verlag Hermann Schmidt, Amélie Cordier, DuMont Reiseverlag/Karl Baedeker Verlag, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Verlag das kulturelle Gedächtnis

Schlaraffenland Bündnerland

Die Bündner Herrschaft ist das Burgund der Schweiz

Goldene Lärchen, blaue Bergseen, weisse Gipfel Beizen mit Salsiz und Capuns, und auserlesene Tropfen: In der Bündner Herrschaft entlang des Rheins, von Glänsch bis ins Malans, finden sich 42 Rebsorten. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich der Blauburgunder und der Pinot Noir. In jüngster Vergangenheit ging der Pinot-Noir-Weltmeistertitel gar sechsmal an die Bündner Herrschaft. Grund genug, sich das Ganze mal genauer anzusehen…

Weingut Donatsch

In Malans, dem südlichsten Dorf der Bündner Herrschaft mit den ältesten Rebbergen, keltert die Familie Donatsch seit fünf Generationen edle Tropfen, die aus den besten Restaurants längst nicht mehr wegzudenken sind. Bereits in den Siebzigern pflanzte Thomas Donatsch Chardonnay- und Weissburgunderreben, was ihm Ärger mit den Behörden eintrug. Heute kümmert sich sein Sohn Martin Donatsch, zweifacher Pinot-Noir-Weltmeister, um die erlesenen Tropfen, die in der hauseigenen Winzerstube Zum Ochsen genossen werden können. Dazu gibts Alpkäse, Salsiz und eine Bündner Gerstensuppe mit 19 Gault- Millau-Punkten.

www.donatsch.info

Weingut Gantenbein

Am Rande des Weindorfs Fläsch im Bündner Rheintal machen Martha und Daniel Gantenbein Wein, der sich weltweit verkauft. Eine Flasche kostet über 100 Franken. Und weil in kleinen Mengen produziert wird, sind sie meistens ausverkauft. Qualität ist wichtiger als Quantität und um die beste Qualität zu erreichen, dürfen keine Kompromisse gemacht werden. Der Pinot Noir beispielsweise wird nicht mehr filtriert oder gepumpt, sondern fliesst entlang der Schwerkraft. Ihm gehört der grösste Teil der Anlage, fünf Hektar, auf einer Hektare wird Chardonnay angebaut und auf zwanzig Aaren Riesling. Im modernen Festraum à table wird nur auf Anfrage gekocht, dann aber auf Mass und hohem Niveau.

www.gantenbeinwein.com

Giani Boner Weinkellerei

Im ehemaligen Klostergewölbe, gleich neben der Dorfkirche, keltert Giani Boner in dritter Generation Rot- und Weissweine und im Besonderen die Spezialität Completer. Die Rebstöcke dieser einheimischen Rebsorte sind über hundert Jahre alt. Goldgelb im Glas und opulent in der Nase offenbart der Completer ein wahres Aroma-Feuerwerk. Die Trinkreife liegt zwischen 5 und 25 Jahren.

www.gianiboner.ch

Alter Torkel – Huus vom Bündner Wii

Fine Dining kennt jeder, steht da auf der Webseite, in Jenins gibt es jetzt Fine Wineing. Hier im Alten Torkel, wo regelmässig Spitzenköche einkehren, bestimmt dann auch der Wein das Gericht und nicht umgekehrt. Auf der Speisekarte wählt der Gast erst die Geschmacksrichtung des Weins, dann was Chefkoch David Esser dazu empfiehlt. Dies könnte sein: ein leichter Rheinriesling zum Rinder-Carpaccio mit Trüffelcréme und Rucola. Danach ein geschmeidiger Completer zu Pilzravioli, ein Pinot Noir Unique zu Acquerello Safran-Risotto mit Jakobsmuscheln, Fenchel und Parmesan und zuletzt ein Sauvignon Noble zu Pfirsich und weisser Schoggi. Natürlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten, das Leben zu geniessen, aber die werden diese schwer toppen.

www.alter-torkel.ch

Restaurant Schlüssel

In den Genuss herzhafter und zugleich leichter Sterneküche kommt man im Restaurant Schlüssel in Mels. Jahrzehntelang stand Kalbsbacken-König Seppi Kalberer im historischen Patrizierhaus am Herd, nun hat sein jüngster Sohn Roger Kalberer übernommen. Diniert wird in der Nidbergstube mit tannengrünen Holzkassettenwänden, geschmackvoll eingerichtet im Biedermeierstil. Serviert werden Spezialitäten aus der Karte oder 3- bis 7-Gang-Menüs, ausgezeichnet mit 17 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern.

www.schluesselmels.ch

Restaurant Adler

Das Restaurant Adler liegt im Winzerdorf Fläsch, besitzt 15 
Gault -Millau-Punkte und wurde vom Guide Michelin zu den schönsten Adressen gewählt. Im Herbst gibt es einheimische Wildspezialitäten. Frisch von der Pirsch. Die Devise von Spitzenkoch Siggi Tschurtschenthaler: Man nehme 40 Prozent Genuss, gebe 30 Prozent Träume hinzu, würze mit 10 Prozent Übermut und schmecke es mit 30 Prozent Dankbarkeit ab. Das ergibt ein wunderbares Gericht – zubereitet mit 110 Prozent Lebensfreude und Leidenschaft.

www.adlerflaesch.ch

Photos Copyrights: Graubünden Ferien, Obrist und Partner Grafikerinnen & Grafiker, Weingut Donatsch, Weingut Gantenbein, Alter Torkel, Restaurant Adler, Graubünden Tourismus

Chef Flynn

Ganz schnell ganz gross

Als sein Vater Entzug macht, sucht er Zuflucht und findet sie in Kochbüchern. Mit 15 eröffnet er sein erstes Pop-up-Restaurant. Heute mit zwanzig fehlen ihm nur noch die Michelin-Sterne. Flynn McGarry ist New Yorks jüngster Wunderkoch.

Seit der Eröffnung vor einem Jahr ist das New Yorker Restaurant Gem in aller Munde. Damals, kurz nach seinem 19. Geburtstag hatte Flynn McGarry den Vertrag in den Händen, nur musste ihn seine Schwester unterzeichnen, weil man mit 19 in den USA noch keine Alkohollizenz kriegt. Seither wird jeder seiner Schritte mit Argusaugen verfolgt. „Alle erwarten, dass ich scheitern werde“, sagt McGarry in einer Doku. Und einer seiner Köche pfl ichtet ihm bei: „Die wollen nicht, dass wir so gut sind, aber wir sind es trotzdem.“ Die Gastronomie ist ein beinhartes Business und insbesondere der New Yorker Markt stark umkämpft. Nirgendwo sonst kommen derart viele Starköche zusammen. Wer hier bestehen will, kann sich keine Fehler leisten. McGarry spürt den Druck, sagt aber, ohne Druck komme sowieso nichts Grossartiges zustande. Ein Satz, der charakteristisch für ihn ist.

McGarry arbeitet akribisch, 16 bis 18 Stunden täglich. Neider wie Hassmails blendet er aus. Manche nehmen es ihm übel, dass er mit zwanzig erreicht hat, wovon andere mit zwanzig zu träumen anfangen. Sie vergessen dabei, wie lange sich Flynn schon in der Kochkunst übt.

Als sich seine Eltern scheiden lassen, macht der Vater Entzug. Flynn ist einsam und die Fertigprodukte aus dem Supermarkt bald leid. Er experimentiert sich durch Kochbücher, die zu Hause rumliegen. Und auf einmal kann er an nichts anderes mehr denken. Berühmte Köche werden zu Rockstars, die er anhimmelt. Seine Obsession geht soweit, dass ihm seine Eltern auf Drängen hin eine Küche im Kinderzimmer installieren. Da steht er dann, zarte zehn Jahre jung, flambiert und karamellisiert. Sein teuerstes Objekt ist ein 300-Dollar-Sous-Vide-Garer, für den die ganze Familie zusammenlegt.

Mit zwölf startet McGarry seine Karriere als professioneller Koch. Während sich seine Schulkameraden zu Baseball Matches verabreden, tüftelt der sommersprossige Rotschopf an Rezepten. Er veranstaltet Abendessen für Familie und Freunde, serviert mehrere exquisite Gänge mit Zutaten, die Gleichaltrige nicht mal buchstabieren können. Weil es sich seine Mutter bald nicht mehr leisten kann, haufenweise Lebensmittel anzuschleppen, damit der Junge sein Können perfektionieren kann, lanciert Flynn offizielle Pop-up-Dinners.

Wunderknabe am Werk

Das New York Times Magazine feiert ihn als Entdeckung der Gastronomie, da ist er gerade mal 15. Das Cover zeigt den Wunderknaben am Werk, hochkonzentriert. Zeitgleich eröffnet er im West Village sein erstes Pop-up-Restaurant Eureka. Journalist Christopher Noxon schreibt nach einem Besuch für den New Yorker von Momenten, da er dachte: Verdammte Scheisse, etwas Besseres hab ich nie im Mund gehabt!

Und jetzt das Gem. Die meisten Gerichte serviert Flynn selbst wie damals bei sich zu Hause. Eine ungezwungene Atmosphäre ist ihm wichtig, beim Essen soll man sich wohl fühlen. Ein typisches Abendessen im Gem besteht aus 12 bis 15 Gängen, für die man sich zwei Stunden Zeit gönnen sollte. Die Kosten belaufen sich dabei auf 200 Dollar. In New York gebe man schnell dieselbe Summe für ein gutes Essen oder anderes aus, rechtfertigt McGarry den Preis. Liest man Rezensionen von Leuten, die da waren, überschlagen sich die Superlative, von kulinarischer Entdeckung ist die Rede, von explosiven Erfahrungen. Im Moment, sieht es nicht danach aus, als ob er jemals scheitern würde …

Flynn McGarry kommt erstmals in die Schweiz. Im Rahmen des Gourmetfestival `19 kocht das «culinary wunderkind» vom 8. bis 9. November 2019 auf der Excellence Princess während einer Flussfahrt von Basel nach Strassburg und wieder zurück. Weitere Infos und Tickets auf: www.mittelthurgau.ch.

Photos Copyrights: Restaurant Gem, Joshua Aronson, mittelthurgau.ch, Angela Pham/BFA.com

Revolution des Tourismus

Es ist eine Wandlung zum Wunschbild: Tourismus ökologisch vertretbar zu machen. In ihrem neuen Bildband Bon Voyage führt uns die französische Journalistin Clara le Fort zu den schönsten nachhaltigsten Hotels der Welt. Dabei geht es um Umwelt- und Artenschutz sowie Schulbildung vor Ort.

Indonesiens populärstes Reisedomizil versinkt im Müll. Tagtäglich kippen unzählige Lastwagen weit über 1’000 Tonnen Abfall auf den balinesischen garbage mountain. Darunter befinden sich PET-Flaschen, Plastiksäcke, Damenbinden, Styroporverpackungen. Das meiste kommt von den Hotels. Es ist der hohe Preis von Touristenströmen, wie man sie überall auf der Welt findet: verschmutze Meere, verschmutze Strände, sterbende Flora und Fauna umgeben von Massentourismus. Manche Gegenden ächzten derart unter der florierenden Reisebranche, dass sich Behörden zu drastischen Massnahmen wie Zugangsbeschränkungen und Totalsperren gezwungen sehen.

Bawah Reserve

Das Antidot zum Massentourismus finden wir im Südchinesischen Meer, hier liegt das Anambas-Archipel, eine indonesische Inselgruppe. Sein Wasser ist glasklar und saphirblau, die Strände scheinen unberührt. Noch vor wenigen Jahre drohte illegale Dynamitfischerei die farbenprächtige Unterwasserwelt des Archipels gänzlich zu zerstören. Nun sind die Anambasinseln eines der ersten Meeresschutzgebiete Indonesiens und das Zuhause des Namen Bawah Reserve. In Zusammenarbeit mit der Bawah Anambas Foundation setzt sich das Luxusresort für den Erhalt der Biodiversität des Archipels ein, betreibt Umweltaufklärung bei der Bevölkerung und lebt Nachhaltigkeit vor. So wird die Permakulturanlage mit Abwasser gewässert, meeresfreundliche Sonnencreme, umweltfreundliches Waschmittel und keinerlei Plastik eingesetzt. Alle Abfälle werden recycelt, Lebensmittel kompostiert. An Land fahren wenn, nur elektrische Buggys und die beiden eingesetzten Boote sind solarbetrieben. Der Preis für eines der Bambus-Bungalows liegt im vierstelligen Bereich, dafür kriegt man, was schwer zu finden geworden ist: Natur im Einklang mit sich selbst.

Das Bawah Reserve ist eines von über 50 Resorts, die es in Clara le Forts Bon Voyage geschafft haben. Der knapp 300 Seiten lange Bildband widmet sich wegweisenden Ökoresorts, die dabei sind, die Reisebranche zu revolutionieren. Dabei geht es um viel mehr als Solarzellen und Bio-Gärten, es geht um Umwelt- und Artenschutz, genauso wie um die Bedürfnisse der heimischen Bevölkerung, um Schulen und Bildung. Laut Studien ist die Tourismusbranche für acht Prozent der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Und immer mehr Menschen überdenken ihren für die Natur untragbaren Lebensstil. Keine Frage, für die Umwelt ist es besser, erst gar nicht in ein Flugzeug zu steigen, wer es dennoch tut, kann sein Gewissen mit sanftem Tourismus beruhigen

Omaanda Lodge

Sanften Tourismus findet man auch im südlichen Afrika. Mit seinen Reservaten zählt Namibia mittlerweile zu den weltweiten Vorreitern in Sachen Naturschutz. Und hier, unweit der Hauptstadt Windhoek, inmitten eines 9’000 Hektar grossen Naturreservats heisst die Omaanda Lodge ihre Gäste willkommen. Omaanda bedeutet Nashorn auf Oshiwambo und spielt auf das umliegende Schutzgebiet für Wildtiere an. Zusammen mit der 2006 ins Leben gerufenen N/a’an ku sê Foundation entwickelt die Luxuslodge Richtlinien für den Schutz des sensiblen Ökosystems und macht sich für verantwortungsvollen Tourismus stark.

Daneben betreuen sie verwaiste und verletzte Wildtiere und kümmern sich um die ärztliche und soziale Versorgung des indigenen Stammes der San. Diesen können Gäste – anders als bei herkömmlichen Wildlife-Safaris – besuchen und im Shiloh Wildlife Sanctuary Eindrücke für den Tierschutz aus erster Hand gewinnen. In der Zufluchtsstätte erholen sich von Wilderern zugerichtete Nashörner und Elefanten, ehe sie wieder in das Naturschutzgebiet zurückkehren können.

Le Barn Hotel

Wie gut Nachhaltigkeit auf dem Bauernhof funktioniert, erfährt man im Le Barn, im französischen Fôret de Rambouillet. Zwischen Eichen, Ulmen und Silberbirken, umgeben von freilaufenden Hasen, Pferden und Rehen, befindet sich, eingebettet in idyllischer Natur, ein Refugium des Glücks. Das Anwesen umfasst 200 Hektar, auf denen allein die Natur das Sagen hat. Eine einstige Mühle, mehrere Scheunen und ein Schafstall wurden zu einem modernen Entspannungshotel umfunktioniert, das energieeffizient und nachhaltig arbeitet. Seine Gäste werden eingeladen, zu reiten, zu wandern, Fahrrad zu fahren, Pilze zu sammeln und vor allem, abzuschalten. Gegessen wird an langen Holztischen unterm Glasdach. Die Zutaten der Gerichte stammen aus dem hauseigenen Bio-Garten oder von lokalen Produzenten.

 

Photos Copyrights: Le Barn, Leonardo Finotti, Peter Guenzel, Cyrielle Astaing / Rigotang, Eleven Experience, Micheal Turek, Günter Standl, Roman Cho, Bon Voyage, Omaanda Lodge, Bawah Reserve

„Kunst ist Leben“

Mario Mazzoleni gilt als einer der renommiertesten Galeristen Italiens und größter Sammler von Andy Warhols Werken.  Bei einem Hausbrand würde er dennoch zuerst seine Familie retten. „Ich bin kein Materialist“, sagt Mazzoleni. Wann in seinen Augen ein Bild zu teuer ist, was Warhol als Künstler so besonders macht und warum er mit seiner Sammlerlust keine fehlende Mutterliebe ersetzt.

Herr Mazzoleni, erinnern Sie sich an das erste Kunstwerk, das Sie erstanden haben?
Sehr gern sogar. Es war eine wunderschöne Zeichnung auf Holz von Gianfranco Ferroni, ein bedeutender italienischer Maler. Ich habe sie direkt von ihm erworben, mit meinem Ersparten, ich war damals fünfzehn.

Sotheby’s erzielte vergangenes Jahr mit dem Gemälde „Liegender Akt (auf der linken Seite)“ von Amedeo Modigliani einen Rekordpreis von 157 Millionen Dollar. Ist das nicht absurd?
Der Kunstmarkt entwickelt sich immer mehr in diese Richtung. Ich würde nicht sagen absurd, aber gewiss übertrieben. So lange es Interessenten gibt, die bereit sind, solche Summen für ein Gemälde zu bezahlen, so lange wird es auch Preise in dieser Grössenordnung geben. Mir gefällt, dass es Menschen gibt, die lieber solche Summen für ein Kunstwerk als für eine Jacht ausgeben.

Wann ist ein Bild zu teuer?
Wenn der Preis die Qualität übersteigt. Bedauerlicherweise geht es in der Kunst heutzutage viel um Marketing und wenig um Technik. Gerade bei jungen Nachwuchskünstlern sehe ich reichlich Improvisation. Wichtige Galerien fördern Kritiker, die Sympathien für Werke hegen, die wenig Substanz haben. Wichtig ist eine gute Balance. Die Qualität soll den Preis rechtfertigen.

Haben Sie auch schon zu viel für ein Bild ausgegeben?
Nein, meine Stiftung ist sehr wachsam bezüglich Preis und Qualität.

Welches Kunstwerk hat Ihren Verstand von Kunst nachhaltig geprägt?
Ich bin im Land von Caravaggio geboren. Schon als Kind faszinierten mich seine Skulpturen. Für mich ist Caravaggio der grossartigste Künstler überhaupt.

Ein anderer Künstler, den Sie sehr schätzen: Andy Warhol. Was machen seine Werke so besonders?
Warhol war ein Genie. Exzentrisch und talentiert. Ich hatte das Vergnügen, ihn mehrmals zu treffen. Seine Werke sind im Laufe der Jahre bei Sammlern immer beliebter geworden. Wie kaum ein anderer verstand er es, Marketing für sein Schaffen zu betreiben. Aber dahinter lag viel Können. Er hat die zeitgenössische Kunstszene stark geprägt. Die Idee der Factory war schlicht brillant und führte zu einer Reihe ähnlicher Projekte auf der ganzen Welt. Es ist bedauerlich, dass es keinen zweiten wie ihn gibt. Es bräuchte tausend Andy Warhols.

Gibt es ein Kunstwerk von ihm, das Sie noch unbedingt haben möchten?
Ich würde behaupten, ich besitze bereits seine interessantesten Werke und Relikte. Angefangen bei Michael Jacksons Gitarre, signiert vom Popstar und Warhol persönlich, über die Einladung an Marilyn Monroe zur Ausstellung der Castelli Galerie, bis zum Mao. Meine letzte Errungenschaft war ein lilafarbener elektrischer Stuhl, der 85ste von insgesamt 250 Exemplaren. Ein wunderschönes historisches Werk.

Ist es verwerflich, Kunst aus rein monetären Interessen zu sammeln, ohne Verständnis für ihre Schönheit?
Absolut, ja. Es ist mir unverständlich, wie man Kunst als blosse Handelsware betrachten kann. Ich erstehe und sammle lediglich Kunstwerke, die mich begeistern, die eine Geschichte erzählen. Nie würde ich ein Gemälde in meinen Galerien ausstellen, das mir nicht gefällt oder keine Botschaft vermittelt.

Was sagen Sie zu Sigmund Freuds These: Sammler kompensieren Entbehrung, die sie als Kind durch fehlende Mutterliebe erlitten haben?
Ich verehre Sigmund Freud, ein grossartiger Denker, und natürlich hat er Recht. Was mich jedoch betrifft, ist es reine Passion. Ich bin mit Bildern unter meinem Bett aufgewachsen. Ich habe immer Kunst geatmet, es ist mir eingeimpft, verstehen Sie? Und darum liegt mir meine Stiftung so am Herzen, es geht mir darum, ein eigenes Museum zu schaffen, um die Kunst der jüngeren Generation näherzubringen, sie ihnen kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Man hat herausgefunden, dass kreative Menschen weniger aggressiv sind. Indem man jungen Menschen die Kunst näherbringt, bewegt man sie auch dazu, selber welche zu schaffen?
Ich sehe immer wieder so viele Kunstwerke und Gebäude, die ohne Achtung vor unserer Vergangenheit und Kultur von Vandalen zerstört wurden. Junge Menschen sind oft von den falschen Dingen abgelenkt, sie ziehen das Tablet einem Buch vor, gehen lieber ins Einkaufszentrum als ins Museum. Gerade deshalb sollten Museen für alle unter 21-Jährigen kostenfrei zugänglich sein.

Denn wer die Kunst versteht, bejaht das Leben, zumindest dessen Schönheit?
So ist es. Kunst ist Emotion, ist Leben. Es ist unsere Pflicht, sie zu lieben.

 

Photos Copyrights: Mario Mazzoleni LDS

Die Legende – Jean-Michel Basquiat

Keiner wollte einer Generation angehören, die einem weiteren Van Gogh verkennt. Wie Jean-Michel Basquiat die New Yorker Kunstszene im Sturm eroberte.

Er gewinnt als Kind keinen Wettbewerb. Seine Zeichnungen gelten als chaotisch. Einmal verliert er gegen einen Jungen, der einen mustergültigen Spiderman abliefert. Seinem Selbstvertrauen tut das keinen Abbruch, Jean-Michel Basquiat weiss oder glaubt zu wissen, dass er zur Ikone, zur Legende berufen ist. Und tatsächlich soll ihm schon bald als erstem Afroamerikaner der Durchbruch in der New Yorker Kunstszene gelingen.

Vier Jahre um reich, sechs um berühmt zu werden

Die meisten Gemälde Basquiats sind farbenreich. Er hat alles übermalt, das ihm nicht gefällt oder eben doch. Eine Schicht folgt auf die andere, und nein, das ist nicht Chaos, das ist Reichtum, besitzt Tiefe. Da ist diese geballte rohe Kraft. Die Bilder sind laut, schreien dich an. Vier Jahre um berühmt, sechs um reich zu werden, so viel Zeit hat sich Basquiat gegeben. Damals, als Junge ohne Wettbewerbsbestätigung und nicht genug Geld für Leinwände in der Tasche, klang das utopisch, war es aber nicht. Jean-Michel Basquiat sollte schon bald eine neue visuelle Sprache erfinden und New York damit im Sturm erobern.

Mit sechs Jahren wird Jean-Michel von einem Auto angefahren. Als seine Mutter ihn im Krankenhaus besucht, schenkt sie ihm ein Buch über die menschliche Anatomie. Der Unfall, seine erste Erinnerung, das Buch, seine erste Inspirationsquelle. Später wird man in seinen Werken immer wieder Narben, Organe und Skelette entdecken. Vorerst aber zieht Basquiat unter dem Pseudonym SAMO (same old shit) durch sie Strassen New Yorks und besprayt alles, das still hält. Seine aphoristischen Graffitis wecken bald das Interesse von Galleristen und so führt das eine zum anderen. Eines Tages verkauft er an Andy Warhol selbstbemalte Postkarten für weniger als fünf Dollar. Zwei Jahre später kosten seine Bilder bereits bis zu 10‘000 Dollar. Das Geld wird ihm zugeschoben, nicht immer ein Vertrag abgeschlossen, manchmal wird mit Drogen bezahlt. Ein extravaganter Lebensstil, der so nicht anhalten kann, nimmt seinen Lauf. Kostspielige Partys, Kaviar und Crystal Meth. In manchen Wochen verprasst Basquiat bis zu 2‘000 Dollar für Drogen allein. Aus der Begegnung mit Warhol entsteht eine fruchtbare Beziehung, gemeinsames Schaffen erntet jedoch wenig Applaus, Warhol und sein fleissiger Schützling distanzieren sich voneinander. Als Warhol stirbt, stürzt Basquiat in eine Krise. Interviews, die er nun gibt, sind schwer zu ertragen, er stottert, verschluckt Antworten, versteht Fragen falsch. Es folgt ein Entzug, aus dem der 27-Jährige voller Leben und Tatendrang zurückkehrt. In sein Tagebuch schreibt Basquiat, dass er sich ein Saxophon kaufen möchte, kurz darauf stirbt er an einer Überdosis Heroin.

„Je mehr ich male, desto mehr gefällt mir alles.“

Basquiat, der Gefeierte

In nur acht Jahren gelang es Basquiat, ein umfängliches Oeuvre zu schaffen und neue figurative und expressive Elemente in der amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit zu etablieren. Seine Werke zählen heute zu den gefragtesten Kunstobjekten des 20. Jahrhunderts.
2017 versteigerte Sothebys eines seiner Bilder für 110,5 Millionen Dollar. Somit ist Basquiat im obersten Preissegment des weltweiten Kunstmarkts angekommen. Taschen veröffentlicht mit JEAN-MICHEL BASQUIAT nun eine XXL-Monografie, die die Werke des eigenwilligen Künstlers in ihrer oft wilden und nicht immer leicht zu entschlüsselnden Verschränkung von Text und Bild studieren lässt. Ein wundervolles, für Kunstliebhaber absolut notwendiges Buch, das zeigt, dass die Werke Basquiats auch nach über dreissig Jahren nichts von ihrer Kraft eingebüsst haben.

„Wenn ich male, mache ich mir keine Gedanken über Kunst, ich versuche, ans Leben zu denken.“

Photos Copyrights: Taschen Verlag, © The Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York