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Lone Halvorsen

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Review «neue räume 22»

FRITZHANSEN,Series7 ©FritzHansen

Nach einer unfreiwilligen Pause fand jüngst die Interior-Design-Ausstellung «neue räume» zum 11. Mal wieder statt. Rund 100 Aussteller kamen in der alten ABB-Halle in Zürich Oerlikon zusammen, um Wohntrends, Produktneuheiten und Designobjekte zu präsentieren.

Die etablierte Design-Messe gilt über die Grenzen der Schweiz hinaus als wichtige Präsentationsfläche und bedeutsamer Treffpunkt für das «Who is Who» der Möbelszene sowie für Design-Liebhaber. Als zusätzlicher Glanzpunkt zu den innovativen Herstellern aus dem In- und Ausland mit deren Produktneuheiten zeigt die «neue räume» traditionell in verschiedenen Sonderschauen aktuelle und kommende Wohntrends. Nebst einem spannenden Veranstaltungsprogramm, interessanten Produktneuheiten sowie kulinarischen Entdeckungen kehrte die Designwelt wieder zurück auf die Bühne in Zürich. 

VIFIAN MÖBELWERKSTÄTTE AG, Das modulare Aufbewahrungssystem TriobyMiaKepenek,BlackEdition ©MiaKepenek

Bunt und radikal

Eine der diesjährigen Sonderschauen war die Ausstellung «Frauen im Design». Dort wurden bekannte Möbel und Objekte von Designerinnen, welche sich seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Gegenwart mit ihren Entwürfen einen Namen gemacht haben, präsentiert. Darüber hinaus hat der Verein «mobiglias – Handwerkskunst aus Graubünden» in einem Design-Wettbewerb Möbel und Objekte gesucht, die einen Bezug zu Graubünden haben und zudem handwerklich hergestellt wurden und vorzugsweise aus einheimischen Materialien bestehen. Die Mitglieder von «mobiglias» haben die Siegerarbeiten als Prototypen angefertigt und diese erstmals an der Sonderschau präsentiert. Wie erhofft – und erwartet – waren auch dieses Jahr die weltweit renommiertesten Möbelhersteller vertreten. Nach dem Credo «Wohnen ist da, wo wir uns wohl fühlen», begeisterte die (möglicherweise noch nicht weltweit) bekannte Schweizer Möbelwerkstätte «Vifian» aus Schwarzenburg mit dem stilvollen Garderobenmöbel «trio», das durch seine sensible Optik ebenso wie durch seine Vielseitigkeit besticht. Modular, mutig und multidimensional! Für poppige Aufmerksamkeit sorgten gewiss die beiden Marken «Gufram» und «Memphis Milano», die nun auch Teil von «Italian Radical Design» sind. Die neu ernannte Gruppe, wurde mit dem Ziel gegründet, italienische Designmarken zu stärken, welche sich durch einen unverwechselbaren und nonkonformistischen Ansatz auszeichnen. In der Schweiz stellten die beiden Labels nun erstmals gemeinsam bei «neue räume 22» aus und zwischen den vorwiegend farblich dezenteren Möbelobjekte auf der Ausstellung war die bunte Möbelwelt der Italiener unübersehbar. Fritz Hansen war erfreulicherweise auch dabei, diesmal mit einer Auswahl an kuscheligen Loungesesseln und natürlich dürfte Tom Dixon ebenfalls nicht fehlen, der dieses Jahr 20-jähriges Bestehen feiert sowie
Magis, Minotti, wb form, Skagerak, ClassiCon oder embru, um nur einige zu nennen.

OREA, Caminada © A. Herger

©ConstantinMeyer

Très chic in der Waschküche

Nebst Möbeln und Objekte gab es auch aus der Schweizer Textil- und Waschwelt Spannendes zu sehen. Etwa das Unternehmen Christian Fischbacher, das seit über 200 Jahren sinnliche und ästhetisch herausragende Heimtextilien herstellt. Zusammen mit der Architektin und Designerin Hadi Teherani wurde nun die gemeinsame «Contemporary Persia Collection» um zwei handgetuftete Teppichmodelle erweitert. Die Muster und Farben sind inspiriert von Designs aus dem Iran und kombinieren feinste Merinowolle mit schimmernder Seide und Bambus. Dass Wäschewaschen auch chic sein kann, bewies das Unternehmen Schulthess mit einem eleganten Waschturm, der sich nicht in der dunklen Wäschekammer verstecken muss. Und dass auch Kochen mit Design verbunden ist, belegte der spezielle Programmpunkt «Orea meets Caminada». Der mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch Andreas Caminada kreierte in Kooperation mit David Spielhofer die Kücheninsel «Orea AC». Orea plant Küchen als Herzensangelegenheit, die Küche soll inspirieren und zum Selbstkochen animieren. Moderiert von Anna Maier präsentierte Andreas Caminada das zeitlose Design mit seiner faszinierenden Materialisierung. 

CHRISTIAN FISCHBACHER, Contemporary Persia Moodboard © Jonas von der Hude

GUFRAM, Sofa Bocca Another green cactus © Gufram

GUFRAM, Magritta series © Gufram

CHRISTIAN FISCHBACHER, Contemporary Persia Collection, Teppich Afsun © Christian Fischbacher

Eine Leidenschaft für den Schlaf

Schwedische Spitzenleistung und der Ehrgeiz, die besten Betten auf der Welt zu bauen, stecken den Menschen bei „Hästens“ im Blut. Gekennzeichnet sind die sagenhaften Betten durch natürliche Materialien, altmodische Handwerkskunst und die unverkennbare DNA des Unternehmens, das „Blue Check“-Muster.

Die Welt verändert sich, doch die Hingabe zum Handwerk bleibt. So ist es seit der Gründung bei Hästens im Jahr 1852 und über Generationen hinweg perfektioniert das Unternehmen sein Handwerk im hauseigenen Atelier im schwedischen Köping. Die Betten sind nichts ohne das altbewährte Handwerk und das Handwerk ist nur so gut wie diejenigen, die es praktizieren. Schlafen ist die natürlichste Sache der Welt und dies ist auch der Grund, weshalb die Betten nur aus denselben natürlichen Materialien gefertigt werden wie zu Beginn, als die ersten Betten hergestellt wurden: Baumwolle, Leinen, Rosshaar und reine Wolle. Natürliche Materialien haben viele Vorteile für einen gesunden Schlaf – einschliesslich der Fähigkeit, den Körper zu unterstützen und zu entlasten, sodass das Blut gut zirkulieren kann. Zugleich lassen sie die Luft rund um den Körper zirkulieren, senken die Temperatur und helfen somit, schneller einzuschlafen und länger im tiefen Schlaf zu bleiben.

Ein Kunstwerk im Schlafzimmer
Ein Meisterwerk ist nicht das Ende, sondern ein Neubeginn, denn genau in dem Augenblick, in dem ein Bett fertiggestellt wird, beginnt bereits die Arbeit am nächsten. Bei Hästens geht es immer weiter und deshalb ist das Unternehmen auch offen für neue Denkansätze und Interpretationen führender Kreativer von heute. Was würde entstehen, wenn ein Architekt ein Bett gestaltet oder man würde Inspirationen aus der Welt der Haute Couture nehmen? Oder etwa einen Designer, der von verschiedenen Kulturen aller Welt inspiriert ist? Legendäre Entwürfe erreicht man nicht, indem man tatenlos herumsitzt, sondern durch kreative Zusammenarbeit.

Mit dem kanadischen Designer Ferris Rafauli ging die Bettenmanufaktur neue Wege und präsentierte ein Bett, das als eines der exklusivsten Betten der Welt gilt – das Grand Vividus. Rafauli, der für seine innovativen Projekte in Luxuswohnungen weltweit bekannt ist, wollte den Entwurf des bequemsten Betts der Welt verbessern, indem er es zu einem architektonischen Statement machte, das jedes Schlafzimmer in einen prächtigen und opulenten Raum verwandelt. Mit seinen feinsten Leder-, polierten Holz-, Nubuk- und Messingverzierungen sowie seinen eleganten architektonischen Linien präsentiert sich das Grand Vividus als Kunstwerk und majestätischer Mittelpunkt eines jeden Schlafzimmers.

In a world full of dreamers
«Er ist ein Meister des Ultraluxus. Es gibt niemanden, der die Traditionen, die wir bei Hästens haben, besser darstellt als Rafauli», erzählt Jan Ryde, CEO und Hästens Inhaber in fünfter Generation. Zum diesjährigen 170-jährigen Bestehen wurde die Zusammenarbeit mit Rafauli wiederholt fortgesetzt und ein neues Kapitel der Hästens Geschichte eingeleitet, das den «drēmǝr» gewidmet ist. Drēmǝr sind inspirierende Menschen, die mehr tun, als nur zu träumen und ein gewöhnliches Leben führen. Sie sind sich ihrer inneren Grösse bewusst und verwirklichen ihre kleinen und grossen Träume. Aus diesem Anlass wurde der drēmǝr am Tag des Jubiläums auf den Markt gebracht und soll zugleich sechs Generationen von Träumen, Leistungen, Exzellenz, Mission und Meisterschaft des Traditionsunternehmens verkörpern. Selbstverständlich wurde dieses Bett auch in sorgfältiger Handarbeit gefertigt und mit einem einzigartigen, von Ferris Rafauli entworfenen Webstoff bezogen – derselbe Stoff wie beim Grand Vividus. Rafaulis Grundsatz ist einfach und er besagt, «die Kreationen sollen zeitlos sein, aber unserer Zeit entsprechen. Meine Entwürfe umspielen und erwecken mit ihrer Opulenz und Extravaganz die Sinne, sind aber klassisch und formal».

Photos Copyrights: Hästens

Signora Del Morellino

Eingebettet zwischen Wiesen und Weinbergen, inmitten der Maremma befindet sich das Weingut Fattoria Le Pupille. Vor über 30 Jahren hat Elisabetta Geppetti das Weingut ihres Schwiegervaters Fredi übernommen und sich innerhalb kürzester Zeit in der Elite der italienischen Weine etabliert.

Liegt Ihnen der Wein im Blut oder wann wurde es Ihnen klar, dass Sie im Weinbaubetrieb einsteigen wollten?
Am Anfang war Wein nur eine Leidenschaft, denn damals studierte ich Kunstgeschichte an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Pisa. Als Fredi starb, wurde mir klar, dass Weinmachen meine Berufung war. Ich spürte sofort, dass ich dieser Leidenschaft nachgehen musste, die nicht nur meine, sondern auch seine war.

Was bedeutet für Sie Tradition?
Tradition ist für mich die Essenz eines Orts oder einer Gemeinschaft von Menschen in ständiger Entwicklung zu einer höheren Bewusstseinsebene. Es ist ungefähr dasselbe Konzept, das ich immer versuche, an meine Kinder weiterzugeben: man selbst zu bleiben und sich an eine sich ständig verändernde Welt anzupassen.

Tradition oder Innovation?
Auf jeden Fall beides. Meiner Meinung nach muss man immer die eigene Geschichte respektieren, sei es die persönliche oder die eines Territoriums und dabei eine kontinuierliche Verbesserung anstreben – im Einklang mit der Zeit, in der wir leben.

Was genau fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Auch nach vielen Jahren Erfahrung bin ich immer noch so ungeduldig und neugierig wie am ersten Tag. Was wird uns die Mutter Natur in diesem neuen Jahr bieten, wie wird der Jahrgang sein, wie viel Regen wird kommen und welche Winde werden wir haben. Wein zu machen, bedeutet nicht nur, das Land und die Weinberge zu bearbeiten, sondern auch zum Himmel zu schauen und manchmal ein Gebet zu sprechen.

Welche Rebsorten bauen Sie am häufigsten an und welche sind Ihre Lagen-Weinspezialitäten?
Unsere Weinberge liegen im Herzen der Appellation Morellino di Scansano, daher ist der Morellino di Scansano unser repräsentativster Wein. International bekannt wurden wir jedoch aufgrund von dem Klassiker Saffredi, einem Bordeaux-Blend, und dem Sangiovese-Cru Poggio Valente – zwei Crus aus dem Herzen der Maremma von einer Höhenlage zwischen 250 und 300 Metern.

Das Weingut Fattoria Le Pupille liegt in der wunderschönen toskanischen Maremma. Welche Auswirkungen haben die Umgebung, das Klima und die Natur auf Ihren Wein?
Das Mikroklima spielt eine sehr wichtige Rolle und wir haben besonderes Glück, denn fast alle unsere Weinberge liegen auf hügeligem Gelände, nicht weit vom Meer entfernt und in einer sehr sonnigen Lage. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Sonne in der Maremma etwas heller scheint als anderswo.

Was macht Ihre Weine so besonders? Gibt es ein Geheimnis, welches Sie mit uns teilen können?
Herzlichen Dank, Ihre lobenden Worte freuen mich sehr. Ich glaube jedoch nicht, dass wir bei der Herstellung unserer Weine Geheimnisse einflechten. Schlussendlich sind die Weine der Spiegel dessen, was wir als Unternehmen und als Familie sind – und einer unserer wichtigsten Werte ist die Liebe zum Detail.

Wie wichtig ist biologischer Anbau?
Der ökologische Landbau ist für uns ein Aspekt, der uns sehr am Herzen liegt. Im Moment führen wir Tests auf 
einigen Parzellen durch und hoffen, dass wir in Zukunft alle unsere Weinberge auf Bio-Anbau umstellen können, auch wenn wir seit Jahren Landwirtschaft mit geringer Umweltbelastung betreiben und uns anderen Projekten angeschlossen haben, die vom Ministerium für ökologischen Übergang gefördert werden.

Auf welchen Ihrer Weine sind Sie besonders stolz?
Weine sind wie Kinder, ich liebe sie alle!

Welche Frage sollte man unbedingt einer Winzerin stellen?
„Welchen Wein würden Sie am Tag des Jüngsten Gerichts trinken?“
Als Antwort würden Sie vielleicht feststellen, dass es nicht unbedingt einer unserer Weine ist. Weinproduzenten sind wie Künst
ler: Um ihre Werke zu schaffen, brauchen sie ständig Inspiration.

Photos Copyrights: Fattoria Le Pupille