Keiner hat die europäischen Single-Charts der letzten zehn Jahre stärker beeinflusst als David Guetta. Wir trafen den passionierten House-DJ und Musikproduzenten, der sich vom Scheidungskrieg mit ExFrau Cathy nicht bremsen liess und mit „Dangerous“, „Lovers Of The Sun“ und der Fussball-EM-Hymne „This One’s For You“ weiter Hit an Hit reihte, in Berlin. Nun tritt er am 19. Oktober im Zürcher Hallenstadion auf.


Die offizielle Euro-Hymne „This One’s For You“, die spektakulären Auftritte am Fuss des Eiffelturms sowie bei der Eröffnungs- und Schlussfeier haben den Erfolgshunger von David Guetta für 2016 noch nicht gestillt. Nun hat er rechtzeitig zu seiner Herbst-Tournee, die ihn nach Las Vegas, Ibiza und Zürich führen wird, dem Charles & Eddie-Soulklassiker „Would I Lie To You“ von 1992 ein modernes Sound-Kleid verpasst. Die elektronischen Beats haben dem Song – typischerweise für Guetta – nicht die analoge Seele geraubt. Das liegt auch an seiner Sängerwahl – in diesem Fall Chris Willis, mit dem 2002 der Aufstieg des Franzosen vom reinen Plattenaufleger- zum Popstar-DJ begonnen hatte.
Nach ihm und Sia hat er auf dem aktuellen Album „Listen“ mit Sam Martin ein weiteres Talent entdeckt. „Bevor wir zusammen ins Studio gingen, kannte ich nur die Songs, die er mit Maroon 5 geschrieben hatte, aber nicht seine Stimme“, erzählt der 48-jährige Pariser. „Als ich sie zum ersten Mal hörte, war ich total schockiert, denn sie ist unglaublich gut. Vor allem die Höhen haben mich umgehauen!“
Als Guetta mit 13 Jahren seine ersten Vinyl-Mixes zu machen und drei Jahre später als DJ zu arbeiten begann, war House noch eine Subkultur und undenkbar, dass jemand damit zu Ruhm kommen könnte. „Meine Eltern meinten deshalb zu meiner Berufswahl, das wäre doch kein Job, sondern eine absolute Katastrophe!“, erzählt er lachend.
Der rebellische Sohn fand es total cool, wie Club-DJs bei Piraten-Radios ihre Funk-Alben auflegten und aus der Kombination von elektronischer Musik und Hiphop den neuen Mainstream entwickelten, mit dem er, Avicii und Calvin Harris die heutigen Charts dominieren. Selbst, wenn die „Forbes“-Schätzung seines Jahreseinkommens auf 30 Millionen Dollar nur annähernd stimmt, müssen sich seine Eltern schon lange keine Sorgen mehr um das Auskommen ihres Sprösslings machen. Die Trennung und Kampfscheidung nach 24 Jahren Ehe hat allerdings schmerzlich in Erinnerung gerufen, dass Geld nicht alles ist. „Da habe ich einige der traurigsten Momente meines Lebens erlebt. Ich will mich aber nicht beklagen, nachdem die Jahre zuvor vor allem daraus bestanden hatten, in einer sexy Umgebung Partys zu feiern.“
Um sich abzulenken, macht Guetta neue Songs und legt weiter in schicken Clubs und gigantischen Arenen auf. „Sobald ich auf die Bühne gehe, vergesse ich alles – sogar mich selbst“, erklärt er und räumt ein, das könnte auch gefährlich werden. „Ich nehme jedoch keine Drogen, trinke nicht und rauche nicht. Ins Delirium steigere ich mich im Rausch der Musik und dank der Energie der Fans. Dieses Gefühl, einen einmaligen Moment mit der Menge zu teilen und mit ihr eins zu werden, ist etwas sehr Spezielles!“
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