Die deutsche Vogue bezeichnet Thom Pfister als einen der kreativsten Designer. Dior, Prada und Levi’s haben für ihre Kampagnen mit ihm zusammengearbeitet und nicht umsonst wurden seine ikonischen Arbeiten mit mehr als 250 Kreativ-Awards ausgezeichnet.
Die Handschrift von Thom Pfister ist unverkennbar. Kaum einer vermischt die Disziplinen wie Grafik, Fotografie, Malerei, Illustrationen so gekonnt wie er. Von Hause aus als Grafiker arbeitete er einige Jahre als Designer im renommierten Studio Achermann, dann in London. Er führte Agenturen in Zürich und Bern und gründete 2021 das Studio Thom Pfister in seiner alten Heimat Bern.
Thom, gleich zu Beginn eine ketzerische Frage. Du lebst und arbeitest in Bern. Wäre nicht eher Zürich «the Place to be» für Kreative?
Kreativität, Inspiration und Freundschaften sind für mich nicht an einen Ort gebunden. Unser Studio fühlt sich hier wohl und es bringt auch eine gewisse Gelassenheit mit sich. Als Kreativen zwingt Bern aber auch dazu, immer wieder unterwegs zu sein. Gerne auch immer mal wieder Zürich.
Nun zu deiner «Paradedisziplin». Was kann Design?
Design ist keine reine Formsache, sondern zukunftsweisend, kritisch und visionär. Gutes Design hat eine unglaubliche Kraft und eine wundervolle, ansteckende Energie. Es gibt etwa 7’000 unterschiedliche Sprachen auf der Welt und unzählige Dialekte. Sie haben sich über viele Jahrhunderte entwickelt und verändern sich immer wieder aufs Neue, ich denke, das trifft auch auf den Begriff Design zu.



Fest steht, dass gutes Design kein Verfallsdatum besitzt. Was sind für dich hierbei die wichtigsten Ingredienzien?
Der wichtigste Bestandteil ist es, Menschen zu lieben. Dazu kommt ein grosses Interesse an guter Fotografie, Film, Typografie und Farbe. In der Essenz der Beilagen sollte immer genügend Spass dazukommen. Musik, Kunst, Mode, Illustration und das Gefühl der Formensprache.
Polarisieren oder Gefallen?
Begeistern und inspirieren vielleicht eher. «Polarisieren» ist oft zu kurzfristig angelegt, «gefallen» hingegen zu flach, weil es mir nicht um das Dekorieren geht, sondern darum, mit Design Ideen und Haltung zu schaffen.
Betrachtet man deine Arbeiten, fällt einem eine starke Affinität zur Modewelt auf. Woher kommt diese Liebe?
Schon als kleiner Junge hatte ich mir immer die Modezeitschriften meiner Eltern geschnappt. Meistens hatte ich, bevor meine Mutter die Vogue lesen konnte, die Bilder und Texte ausgeschnitten und in meine Moleskin-Bücher geklebt. Später habe ich während meiner Zeit an der Kunstgewerbeschule in Modehäusern gearbeitet, wo ich Schaufenster gestaltete und Preislisten schrieb. Übrigens hatte mich das Team von Levi’s beim Dekorieren der Schaufenster «entdeckt». So konnte ich schon während meiner Ausbildung zum Grafiker meine erste Levi’s-Kampagne realisieren.

Im Laufe der Zeit verändert sich Design. Inwiefern hat sich die visuelle Ästhetik im Zuge der Digitalisierung verändert?
Es ist unglaublich vielseitiger, spannender und kreativer geworden. Einfach wundervoll.
Das Design darf sich im digitalen Raum noch mehr entfalten und auf viele animierte Elemente zugreifen. Auch die Materialität hat für mich wenig verloren. Zurzeit arbeiten wir an verschiedenen Magazin-Projekten im Print (und digital), das bestärkt mich in der Zuversicht.
Dass du alles richtig gemacht hast, davon zeugen deine mittlerweile 250 internationalen und nationalen Auszeichnungen und Awards …
Ich finde es wichtig, sich national und international mit anderen Kreativen zu messen. Das ist nicht nur für unsere Kunden eine wichtige Ausprägung, sondern auch für uns selbst. Einen Award zu gewinnen ist immer eine tolle Anerkennung, sollte aber nicht das Ziel einer Arbeit sein.
Du selbst bist stilvoll vom Scheitel bis zur Sohle, das Schöne umgibt dich Tag für Tag. Waren Ästhetik und die Liebe zum Design schon immer deine Begleiter im Leben?
Danke. Ästhetik hat mich in der Tat immer begleitet, interessiert und eine grosse Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Sie ist ein Teil von mir. Das Spektrum von Ästhetik, Schönheit und gutem Design ist etwas, das einen anrührt. Ich denke dabei auch an ein schönes Theaterstück. Ich gehe ins Theater und erlebe plötzlich etwas Besonderes. Ich glaube, dass Schönheit nicht demokratisierbar ist. Sie ist etwas sehr Persönliches. ⁄
Photo: Ciryll Matter, Zürich, Thom Pfister
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