David Bowie war eine Ausnahmeerscheinung.
David Bowie ist tot. Es ist die erste Nachricht an jenem Wintermorgen – und sie schneidet tief.
Andenken an einen der einflussreichsten Künstler aller Zeiten.
David Bowie war eine Ausnahmeerscheinung. Seine Soundexperimente klangen in den Ohren der Ignoranten seltsam, lächerlich oder gar dumm. Seine provokativen Auftritte in schillernden Bühnenfummel wurden nicht wenige Male abgebrochen. Die Beatlemania verpönte ihn. Veranstalter zensierten ihn. Journalisten griffen seine Seele an. Zumindest jene, die es nicht besser wussten. Für alle anderen dagegen war David Bowie Gott – und wird es immer bleiben. Globale Beachtung erreichte Bowie in den 70ern mit zahlreichen theatralischen Platten und der Schaffung seines ersten Alter Egos Ziggy Stardust. Ein drogenverdorbener Rockstar, der vor allem sich selbst liebt. He took it all too far, heisst es da in einem Song, but boy could he play guitar. Ob Bowie mit der Erfindung immer neuer Charaktere – so auch jenem von Aladdin Sane (a lad insane) – eine Barriere zwischen sich und dem Publikum aufbaute oder die in seinem Elternhaus vorkommende Geisteskrankheit zu entkräften versuchte, lässt Raum für Spekulationen. Wirklich fassbar war Bowie nie. So gibt es keine klare Bowie-Ära und es kann auch nicht definiert werden, was ein typisches Bowie-Album ausmacht. Kontinuität beweist der Rundumkünstler lediglich bei seiner Liebe fürs Theater und seinem Hang zu aussergewöhnlichen Kompositionen. Bowies Werke überzeugen allesamt mit akustischer Extravaganz. Sie sind durch die Bank intelligent, interessant und immer irgendwie anders. Diese Vielseitigkeit und Bowies Mut, den Mainstream abzulehnen brachten ihm in den vergangenen Jahren den Respekt vieler Kritiker und bedeutender Künstler. Sein musikalisches Vermächtnis mag originell sein, bahnbrechend, wegweisend – aber es ist längst nicht jedermanns Sache. Dass Bowie den Massstab der modernen Musik gesetzt hat, kann jedoch niemand ernsthaft verleugnen. Sein Tod vom 10. Januar dieses Jahres ist ein grosser Verlust und kann nur deshalb ertragen werden, weil der britische Gentleman diesen mit einem letzten Album so genial bowielike inszenierte. Darauf singt der Pionier aus Brixton vom Tag der Exekution – und schliesst versöhnend ab: Look up here, I’m in heaven. I’ve got scars that can’t be seen. This way or no way, you know I’ll be free.
David Bowies bedeutendste Alben:
- Space Oddity (1969)
- The Man Who Sold the World (1970)
- Hunky Dory (1971)
- The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (1972)
- Aladdin Sane (1973)
- Diamond Dogs (1974)
- Young Americans (1975)
- Station to Station (1976)
- Die Berlin-Trilogie: Low (1977), Heroes (1977), Lodger (1979)
- Scary Monsters (1980)
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