James Bond gilt als der ultimative Frauenheld.
Der neue Bond ist alles andere als ein Gigolo. Und das ist gut so.
James Bond gilt als der ultimative Frauenheld. Doch ist er das wirklich? Ein Frauenheld ist einer, der balzt und baggert, einer der sich die Frauen sucht und nimmt einer der zugreift – auch mal im wörtlichen Sinne. Ein Frauenheld ist ein Gigolo, einer der schweigt und geniesst. begegnet diesem Wollen mit seinem Majestät. Fast schon könnte man ihm vorwerfen, sich für die Krone zu prostituieren, auch wenn es dabei nicht um Geld geht, sondern um nichts weniger als die Rettung der Welt. Ein Callboy im Dienste des Guten sozusagen. Ian Fleming sagte einmal, James Bond sei überhaupt erst entstanden, weil er sich selbst gerade für den Rest seines Lebens an eine Frau binden wollte: „Ich hatte mich dazu entschlossen zu heiraten. Aber die Idee, mein Junggesellenleben aufzugeben, machte mich nervös. Um mich abzulenken, begann ich zu James Bond.“ Der Geheimagent ist also eine Fleisch gewordene Männerphantasie, und so verhält er sich auch, besonders als er noch von Sean Connery und später von Roger Moore verkörpert wird: Reihenweise werfen sich ihm schöne, reiche und mächtige Frauen an den Hals, werden in seinen Armen wieder zum Mädchen, das einen Beschützer braucht. Sie seufzen „Oh, James“, manchmal jauchzen sie es schon fast, der Mann beherrscht ganz offensichtlich die Stellungen des Kamasutra ebenso gut wie seine Waffe und findet einen GPunkt genauso sicher wie den Schurken, den er getreu nach Drehbuch am Ende jedes Films zur Strecke bringen muss. buhlen um ihn, er tröstet und beglückt sie, gibt ihnen trügerische Sicherheit. Alles vergebens, denn die Frau, ob gut oder böse, ist nichts als eine Episode. Mehr als eine Spielfilmlänge ist ihr nicht vergönnt, oft wird sie schon zur Mitte des Geschehens dahingerafft. Und schafft sie es doch bis zum Ende, so ist dieses gleichzeitig auch das Ende ihres Verhältnisses mit dem Agenten, ein letztes „Oh, James“ noch für den Abspann, doch da bereitet dieser sich mental schon auf das nächste Abenteuer vor. Seit 1969 könnte man mutmassen, dass Bonds Frauenverschleiss und seine emotionale Distanziertheit wohl etwas zu tun haben könnten mit dem Tod von Tracy, jener Frau, die Bond alias George Lazenby zu seiner nahm, und die am Ende von „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ auf dem Weg in die Flitterwochen erschossen wird. Doch obwohl das Trauma danach immer einmal wieder zur Sprache kam, so recht wollte man Bond die Trauer nicht abnehmen. Er stürzte sich weiterhin von einem Abenteuer ins nächste, von Auftrag zu Auftrag, von Frau zu Frau, als sei nichts gewesen. Bond hätte wohl noch ewig so weitergemacht. Doch dann kam Mitte der neunziger Jahre eine starke Frau in sein Leben. Genau genommen waren es gleich zwei, eine fiktive und eine echte. Barbara Broccoli übernahm von ihrem verstorbenen Vater Albert das Produzentenruder der Serie – und setzte dem notorischen Casanova eine Chefin vor die Nase. Judi Dench als M lächelte Bonds Bettgeschichten nicht mehr wie ihre Vorgänger mit einem leicht schmutzigen Grinsen weg, sondern kanzelte ihn ab wie einen kleinen Schuljungen. Verkörpert von Pierce Brosnan durfte Bond zwar immer noch ran wie zu alten Zeiten (seine Spielchen mit Famke Janssen alias Xenia Onatopp wird er bestimmt eines Tages im Seniorenheim für Geheimagenten zum Besten geben), doch als der Ire in den 007Ruhestand trat, war es für den Filmhelden endgültig aus mit dem heiteren Frauchenwechsledich. Daniel Craig, notabene der wohl härteste und muskulöseste Bond aller Zeiten, ein Mann, der sogar im kuschelweichen Cardigan noch wie ein kaltblütiger Killer wirken kann, ist der erste Bond mit echtem Liebeskummer. Wie einst George Lazenbys Bond für seine Frau Tracy will Craig als 007 in „Casino Royale“ für seine Geliebte Vesper Lynd sein Agentenleben aufgeben, doch die verrät ihn und nimmt sich das Leben. Einen ganzen Film lang verübt er daraufhin in „Ein Quantum Trost“ Rache, schaut verbittert und lässt sich nur verführen, wenn es seinem Plan nützt. Und es wird auch in der nächsten Episode nicht besser für Bond: Die schöne Sévérine wird in „Skyfall“ vor seinen Augen erschossen, bevor er überhaupt ordentlich mit ihr anbandeln kann, seine Chefin stirbt in seinen Armen, und nicht einmal Miss Moneypenny himmelt ihn mehr bedingungslos an, denn die ist inzwischen selbst zur toughen Geheimagentin mit der Lizenz zum Töten aufgestiegen. Nein, James Bond ist im 21. Jahrhundert wahrlich kein Frauenheld, er ist ein leicht zynischer Geheimagent der alten nach Frauen lechzt und sich deswegen auch einmal lächerlich macht. Der Gentleman Bond dagegen Garde, der seine Potenz nur noch dann zum Einsatz bringt, wenn er oder seine Regierung daraus einen Nutzen zieht. Aber weniger sexy macht so in Worte gefasst:
„Auch ein Rotwein wird erst mit der nötigen Reife richtig gut.“
Eine rätselhafte Nachricht aus Bonds Vergangenheit bringt ihn auf eine Spur, die zu einer unheilvollen Organisation führt. Während M mit politischen Kräften kämpft, um den Geheimdienst zu bewahren, arbeitet sich Bond durch die Schichten der Organisation, um die schreckliche Wahrheit hinter dem „Gespenst“ (Spectre) zu off enbaren.
