Während sich andere Marken teure Testimonials gönnen, ist bei der italienischen
Schuh-Manufaktur Santoni der Inhaber Markenbotschafter Nummer 1. Was er anders, was er besser macht.
Er ist gut. Wirklich gut. Ich würde sogar sagen, Signor Giuseppe Santoni aus dem kleinen italienischen Dörfchen Corridonia ist perfekt. Und das nicht nur, weil sein Produkt stimmt. Gut ist er, weil er genau so extravagant und exklusiv daherkommt, wie die Schuhe aus seiner Manufaktur. Und wer eignet sich besser als Markenbotschafter als der Geschäftsführer höchstselbst. Giuseppe Santoni inszeniert sich nicht, er ist wie er ist. Er liebt das Schöne, das Teure, und er ist detailversessen. Gut ist ihm nicht gut genug, er will es anders, liebt es besser. Er ist eine Persönlichkeit, sowohl im alltäglichen, vor allem aber im Berufsleben. Jeder in der Fashion-Branche kennt den Mann, der ausschliesslich blaue Anzüge und Schuhe trägt. Den Mann, der sich selbst seine Pyjamas massschneidern lässt und seine eigenen Schuhe als etwas bezeichnet, dass „man nicht braucht, aber unbedingt haben will.“
Giuseppe Santoni mag keine Masse. Und Neider mögen an dieser Stelle einwerfen, dass er mit seiner Körpergrösse darin auch untergehen würde. Doch was auchimmer den Mann aus Mittelitalien antreibt, er liebt es exotisch und mondän. Sparen ist laut eigenen Aussagen nicht sein Ding. Doch Geld gibt er nur aus, wenn sich das Angebot lohnt. Seltenheit, Qualität und Passion sind Details, die er zu schätzen weiss. Kein Wunder also, dass es Autos und Uhren sind, die sein Herz schneller schlagen lassen. Respekt hat er vor allem, hinter dem Qualität und Leidenschaft steht. Und Menschen, die wie er Mittelmass nicht gelten lassen. Und genau das ist das Geheimnis hinter der seit über 40 Jahren erfolgreichen Marke Santoni.
Bereits sein Vater Andrea wollte nicht einer unter vielen sein, sondern suchte und fand seinen eigenen Weg. Der Signor Senior war überzeugt, dass sich nur zeitloses Design in Kombination mit höchster Qualität dauerhaft durchsetzen würde. Vor allem in Zeiten, in denen industrielle gefertigte Klebeschuhe aus Asien den Markt überschwemmten. Ebenso war Andrea Santoni klar, dass in seinem Heimatland Italien ausreichend Schuhmacher ihr Unwesen trieben, gute wie schlechte. So flog er Mitte der 1970er-Jahre nach Amerika. Im Gepäck: die erste Kollektion Schuhe, handgefertigt zusammen mit Ehefrau Rosa im eigenen Wohnzimmer und qualitativ überragend. Und sein Plan ging auf. Die amerikanischen Connaisseure rissen ihm die elegante, italienische Ware aus der Hand und mit der Zeit bekamen auch die Asiaten und Europäer davon Wind, dass ein Santoni-Schuh das Non-Plus-Ultra ist.




Es kommt doch auf das Detail an
1990 übergab Andrea Santoni sowohl Manufaktur wie auch die Verantwortung für rund 500 Mitarbeiter offiziell an seinen Sohn.
Übrigens ohne die Auflage, dass weiterhin konsequentes Handwerk betrieben werden muss. Doch für den Filio war die Umstellung auf maschinelle Verarbeitung niemals eine Option. Es braucht in seinen Augen Fingerspitzengefühl von handwerklichen Genies, um einen Santoni-Schuh zu fertigen. Und eine Maschine hat keine Leidenschaft. Sie beschäftigt sich nicht mit dem Produkt. Er will keine Menschen, die etwas tun, weil sie müssen. Er will, dass jeder Schuh mit dem Streben nach Perfektion oder mit seinen Worten unter dem Prinzip „verrückt nach Details“ produziert wird. Daher gilt auch der Leitsatz in seinem Unternehmen, dass jeder tut, was er am besten kann. Daher würde Giuseppe Santoni den Mitarbeitern in den Fabrikhallen auch niemals in die Arbeit reinquatschen. Hier halten nach wie vor Papa Andrea und Mamma Rosa das Zepter in der Hand.“
Giuseppe Santoni hingegen konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Modelle sowie die Vermarktung und Präsentation der Marke. In den vergangenen Jahren hat er umfassend in ein Rebranding des Designs sowie in die Marketing- und Public-Relations-Arbeit investiert. Dazu ist er stets auf der Suche nach Produkt-Partnern, die mit gleicher Leidenschaft und genau demselben hohen Qualitätsanspruch fertigen wie seine Manufaktur. Fündig wurde er unter anderem bei der Schweizer Uhrenmanufaktur IWC und der Sportwagen-Marke Mercedes AMG. Mit beiden verbindet ihn mittlerweile eine schon jahrelange Partnerschaft, die gerne auch in Form limitierter Editionen ihren Ausdruck findet.
Wert legt er auch auf gute Kontakte in die Prominentenwelt. Gerne begrüsste er beispielsweise Schauspieler Sylvester Stallone persönlich, als dieser anlässlich der Promotion-Tour für den Rocky-Remake einen Zwischenstopp in Italien machte. Übrigens der Heimat von Stallones Vaters. Denn der gute Mann hört ja eigentlich auf den Namen Staglione. Und auch George Clooney ist Stammkunde der Manufaktur und machte Werbepartner Nespresso auch gleich klar, dass er alles mache, aber nur in Santoni-Schuhen. Jedenfalls bestand der Frauenschwarm ebenso wie Drehpartner, Schauspieler Jean Dujardin, darauf, während des Drehs eines Spots Santoni-Schuhe zu tragen.
Und das sind die Dinge, die Giuseppe Santoni freuen, für die er aber nicht bezahlen würde. Er weiss um die Qualität seiner Produkte und er hat ein Unternehmen am Laufen zu halten. Investitionen fliessen in Zeiten der Digitalisierung daher unter anderem auch in die Erweiterung des Vertriebs-Angebots. Der jüngst initiierte digitale und über die Webseite nutzbare „Customizer“ ist ein Ergebnis.
Hier kann jeder mit wenigen Klicks das Modell Carter Doppelschnalle in seiner Lieblingsfarbe kolorieren und auf Wunsch auch die eigenen Initialen in die Schuhsohle gravieren lassen. Vier bis sechs Wochen später wird dann für etwa 790 Euro geliefert.
Es geht auch immer noch noch persönlicher
Während beim Portfolio sowie der Vermarktung und Vertrieb zukunftsweisend gedacht wird, gilt das für die Fertigung nicht. Hier wird wie bereits angesprochen traditionell produziert. Für Serienproduktionen braucht es rund 170 Arbeitsschritte. Diese verteilen sich auf 30 Stunden Arbeit und werden von 100 Paar Händen durchgeführt. Am Ende wird sogar die Farbe von Kunststudentinnen aus Mailand Pinselstrich für Pinselstrich aufgetragen. Wer noch mehr will, ordert einen „BeSpoke“-Treter und erhält in der Preisklasse eines Kleinwagens ein handgemachtes Paar. Dafür hat ihm aber auch Antoni in seiner kleinen Ecke im Lager einen eigenen Leisten gehobelt, Sauro das Leder per Hand geschnitten und Luigi mit 600 Stichen den Schuh vernäht. Daher lässt sich auch mit Recht sagen, dass in solchen Schuhen echte Persönlichkeit steckt. Natürlich auch im übertragenen Sinne. Denn Santoni ist nun einmal eine Lebensart und nicht einfach eine Marke.
Und wie „Bella Vita“ geht, das zeigt der CEO jeden Tag par excellence.
Photos Copyrights: Santoni