Yotam Ottolenghi

Er hat eine Revolution für das Gemüse losgetreten und serviert uns die sündigsten Desserts.
Starkoch und Bestseller-Autor Yotam Ottolenghi bringt die Welt mit Unkonventionellen Rezepten in Versuchung.

Zwischen zwei Buchdeckeln liegt bisweilen eine verführerische Welt, im Falle von SWEET vielleicht sogar die süsseste. In seinem neuen Rezeptbuch feiert Starkoch Yotam Ottolenghi zusammen mit Helen Goh sündige Momente mit verheissungsvollen Desserts. Deren Zusammensetzung mag bisweilen unkonventionell erscheinen (Brownies mit Tahin und Halwa), garantiert aber immer ganz grossen Genuss (Grappa-Früchtekuchen). Ottolenghi selbst liebt Süsses. Und tatsächlich beginnt seine Kochkarriere genau damit, mit dem Steifschlagen von Zucker und Eiweiss. In den Neunzigern absolviert er eine Ausbildung an der Kochschule Le Cordon Bleu. Ottolenghi ist 30, ein Spätzünder in der Gastronomie. Denn obschon sein erstes Wort „war ma“ lautet, eine Kurzform von marak, das hebräische Wort für Suppe, und sein Vater ihn einen goloso (gierigen Vielfrass) nennt, studiert Ottolenghi mit Anfang 20 Philosophie und Literatur an der Uni von Tel Aviv. Jenem Ort, wo er als junger Homosexueller Freiheit erlebt. Auf dem Weg zum Doktortitel beschliesst er, eine Pause einzulegen. Er zieht nach London, schreibt sich bei besagter Kochschule ein, bricht vorzeitig ab, und assistiert dem Chefpatissier des Launceston Place, ein Edelrestaurant, das zu diesem ->

Zeitpunkt regelmässig von Prinzessin Diana besucht wird. Als ihm eines Abends ein Kellner durch den Speiseaufzug zuruft: „Das war der beste Brownie, den ich je gegessen habe!“, weiss er, dass er angekommen ist. Einen Namen macht sich Ottolenghi aber nicht mit seinen sagenumwobenen Desserts, es ist seine eigenwillige Art, Gemüse zu kochen. Ottolenghi zeigt, dass Gemüse nicht bloss als Beilage, sondern als Star jedes Gerichts taugt. Und der Erfolg gibt ihm recht: 2006 klopft der Guardian an und wünscht eine vegetarische Kolumne. Es folgen grössere Fernsehspecials. Mittlerweile führt Ottolenghi mehrere Restaurants und Delis in London. Er hat sieben Kochbücher herausgebracht, wovon sich zwei ausschliesslich der vegetarischen Küche widmen, und jüngst SIMPLE: Gerichte mit minimalem Aufwand und maximalem Geschmack. Nahezu jeden Tag verbringt der 49-Jährige damit, neue Rezepte zu entwickeln und gegebene zu perfektionieren. „Dabei gibt es selten Lob ohne Wenn und Aber und häufig hagelt es Verbesserungsvorschläge“, so Ottolenghi, „Aber wenn man irgendwann auf das fehlende Puzzleteil stösst, das ein Rezept vollkommen macht, ist es wie eine Offenbarung. Alles löst sich in Harmonie auf.“

„Beim Essen suche ich immer das Drama im Mund. Es muss nicht jeder Bissen ein Statement sein, aber ich halte Ausschau nach dem kleinen Feuerwerk.“

Photos Copyrights: Peden + Munk, Adam Luzsniak, DK Verlag