Es kommt doch auf’s Aussehen an!

Die visuellen Trends für das Jahr 2018 hören auf die klangvollen Titel Masculinity undone, second renaissance und conceptual realism. Klingt spannend, vor allem aber fremd. Was steckt also hinter den Zukunftsprognosen der Bildagentur GETTY IMAGES?

Mal im Ernst, das Jahreshoroskop für das kommende Jahr liest man nicht offiziell, aber dennoch macht man sich ein ganz klein bisschen Sorgen, wenn es nicht so ausfällt, wie man es sich für das neue Jahr erhofft. Gleiches gilt für Trendprognosen. Anscheinend weiss jeder, was kommt, so zahlreich die Aussagen, die sich Ende des alten und Anfang des neuen Jahres zu nahezu jedem Thema finden lassen. Digital wie auch gedruckt. Einer, der ebenfalls immer mitmischt, ist die Bildagentur Getty Images. Das dem Milliardär Mark Harris Getty gehörende Unternehmen prognostiziert in schöner Regelmässigkeit die visuellen Trends für das kommende Jahr. Und für 2018 hören diese auf die Namen Masculinity undone, Second Renaissance und Conceptual Realism. Und das macht sie erklärungsbedürftig. Irgendwie. Ein bisschen.

Masculinity undone

Getty nutzt als Basis für die Prognose die über das vergangene Jahr registrierten Suchbegriffe. Also welche Recherchebegriffe werden am häufigsten angegeben und wie sieht es bei den Kombinationen aus? Ebenfalls bezieht das Team aus Forschern und Artdirektoren das weltweite Konsumenten- wie auch Gesellschaftsverhalten mit in seine Analysen ein. Die Auswertung von 2017 hat dabei gezeigt, dass der «richtige Kerl» oder «knallharte Typ» ausgedient hat. Heute darf Er auch etwas weicher, emotionaler sein und seine Maskulinität eher zurückhaltend zur Schau tragen. So hat Getty weltweit im Vergleich mit anderen Wort-Kombinationen einen extrem hohen prozentualen Anstieg für die Suchbegriffe homosexuelle Väter, meditierende Väter wie auch alleinerziehende Väter registriert. 2018 wird Mann sich daher zwar nicht weiblicher, aber weniger kantig zeigen. Das erste Fazit einer der grössten Bildagenturen der Welt ist demnach: Masculinity undone.

Second Renaissance

Der zweite Trend wird von dem Umstand geprägt, dass heute eigentlich jeder jederzeit Dank Smartphone und anderer digitaler Begleiterscheinungen in der Lage ist, ein Bild zu machen. Dem geschuldet ist somit die Kunst des Fotografierens ein wenig auf der Strecke geblieben, vor allem jedoch die Wertschätzung von ausgebildeten Fotografen. Diese gehen daher nun einen neuen Weg, suchen Inspiration in der Kunstgeschichte und hauchen der Renaissance ein zweites Leben ein. Portraits werden wieder zu Inszenierungen, Gesichter zu Kunstwerken. Zum Einsatz kommen dabei gedämpfte Farben und wertvolle Stoffe. Getty leitet diese «Second Renaissance» aus den von ihnen registrierten Suchbegriffen abstrakt & luxuriös sowie Vintage & Porträt ab.

Conceptual Realism

Das Terzett vollendend hat Getty zudem noch den «Conceptual Realism» als neuen Trend definiert. Runtergebrochen aufs Wesentliche ist damit gemeint, dass sich Menschen wieder realere Bilder wünschen. Oder anders: Authentizität in Zeiten, in denen viele hinterfragen, was und wem sie noch Glauben schenken können. Influencer hier, Softwareprogramme dort, die Digitalisierung macht die Manipulation einfach. 2018 werden vermehrt wieder Bilder auftauchen, die sich durch einen realistischen Stil auszeichnen, aber auch überraschen werden. Denn die Realität wird sich in neuen Facetten zeigen, und die werden gut durchdacht sein. Denn das Bauchgefühl ist zwar gut, Strategie und ein gutes Konzept aber wertvoll. Gesucht wurde hier nach den Worten Realität wie auch unerwartetes Konzept.

Well done

2018 wird daher visuell auf jeden Fall ein aufregendes Jahr, zumindest wenn Getty mit seinem Bilder-Horoskop Recht behält. Stellt sich abschliessend nur noch die Frage, für wen macht die Zukunftsprognose der Bildagentur eigentlich Sinn? Die Antwort: Marken und Unternehmen und der ganze Rattenschwanz der Kommunikationsagenturen. Denn die Zeiten, in denen man mit einem Werbefoto seine Kunden in Form von Plakaten abholte, sind vorbei. Heute werden Zielgruppen definiert, deren Erwartungen skizziert und daraus ergibt sich, auf welchen Wegen man sie kontaktiert. Trifft man schon einmal visuell den richtigen Nerv, ist man daher gut aufgestellt. Denn am Ende ist es doch wie beim zu Beginn erwähnten Horoskop: Stimmt die Message für einen, steigt die Zufriedenheit.

Photos Copyrights: StockSnap, Shutterstock/Richard Lyons
Photos Copyrights: StockSnap

Author