Es ist eine Wandlung zum Wunschbild: Tourismus ökologisch vertretbar zu machen. In ihrem neuen Bildband Bon Voyage führt uns die französische Journalistin Clara le Fort zu den schönsten nachhaltigsten Hotels der Welt. Dabei geht es um Umwelt- und Artenschutz sowie Schulbildung vor Ort.

Indonesiens populärstes Reisedomizil versinkt im Müll. Tagtäglich kippen unzählige Lastwagen weit über 1’000 Tonnen Abfall auf den balinesischen garbage mountain. Darunter befinden sich PET-Flaschen, Plastiksäcke, Damenbinden, Styroporverpackungen. Das meiste kommt von den Hotels. Es ist der hohe Preis von Touristenströmen, wie man sie überall auf der Welt findet: verschmutze Meere, verschmutze Strände, sterbende Flora und Fauna umgeben von Massentourismus. Manche Gegenden ächzten derart unter der florierenden Reisebranche, dass sich Behörden zu drastischen Massnahmen wie Zugangsbeschränkungen und Totalsperren gezwungen sehen.

Bawah Reserve

Das Antidot zum Massentourismus finden wir im Südchinesischen Meer, hier liegt das Anambas-Archipel, eine indonesische Inselgruppe. Sein Wasser ist glasklar und saphirblau, die Strände scheinen unberührt. Noch vor wenigen Jahre drohte illegale Dynamitfischerei die farbenprächtige Unterwasserwelt des Archipels gänzlich zu zerstören. Nun sind die Anambasinseln eines der ersten Meeresschutzgebiete Indonesiens und das Zuhause des Namen Bawah Reserve. In Zusammenarbeit mit der Bawah Anambas Foundation setzt sich das Luxusresort für den Erhalt der Biodiversität des Archipels ein, betreibt Umweltaufklärung bei der Bevölkerung und lebt Nachhaltigkeit vor. So wird die Permakulturanlage mit Abwasser gewässert, meeresfreundliche Sonnencreme, umweltfreundliches Waschmittel und keinerlei Plastik eingesetzt. Alle Abfälle werden recycelt, Lebensmittel kompostiert. An Land fahren wenn, nur elektrische Buggys und die beiden eingesetzten Boote sind solarbetrieben. Der Preis für eines der Bambus-Bungalows liegt im vierstelligen Bereich, dafür kriegt man, was schwer zu finden geworden ist: Natur im Einklang mit sich selbst.

Das Bawah Reserve ist eines von über 50 Resorts, die es in Clara le Forts Bon Voyage geschafft haben. Der knapp 300 Seiten lange Bildband widmet sich wegweisenden Ökoresorts, die dabei sind, die Reisebranche zu revolutionieren. Dabei geht es um viel mehr als Solarzellen und Bio-Gärten, es geht um Umwelt- und Artenschutz, genauso wie um die Bedürfnisse der heimischen Bevölkerung, um Schulen und Bildung. Laut Studien ist die Tourismusbranche für acht Prozent der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Und immer mehr Menschen überdenken ihren für die Natur untragbaren Lebensstil. Keine Frage, für die Umwelt ist es besser, erst gar nicht in ein Flugzeug zu steigen, wer es dennoch tut, kann sein Gewissen mit sanftem Tourismus beruhigen

Omaanda Lodge

Sanften Tourismus findet man auch im südlichen Afrika. Mit seinen Reservaten zählt Namibia mittlerweile zu den weltweiten Vorreitern in Sachen Naturschutz. Und hier, unweit der Hauptstadt Windhoek, inmitten eines 9’000 Hektar grossen Naturreservats heisst die Omaanda Lodge ihre Gäste willkommen. Omaanda bedeutet Nashorn auf Oshiwambo und spielt auf das umliegende Schutzgebiet für Wildtiere an. Zusammen mit der 2006 ins Leben gerufenen N/a’an ku sê Foundation entwickelt die Luxuslodge Richtlinien für den Schutz des sensiblen Ökosystems und macht sich für verantwortungsvollen Tourismus stark.

Daneben betreuen sie verwaiste und verletzte Wildtiere und kümmern sich um die ärztliche und soziale Versorgung des indigenen Stammes der San. Diesen können Gäste – anders als bei herkömmlichen Wildlife-Safaris – besuchen und im Shiloh Wildlife Sanctuary Eindrücke für den Tierschutz aus erster Hand gewinnen. In der Zufluchtsstätte erholen sich von Wilderern zugerichtete Nashörner und Elefanten, ehe sie wieder in das Naturschutzgebiet zurückkehren können.

Le Barn Hotel

Wie gut Nachhaltigkeit auf dem Bauernhof funktioniert, erfährt man im Le Barn, im französischen Fôret de Rambouillet. Zwischen Eichen, Ulmen und Silberbirken, umgeben von freilaufenden Hasen, Pferden und Rehen, befindet sich, eingebettet in idyllischer Natur, ein Refugium des Glücks. Das Anwesen umfasst 200 Hektar, auf denen allein die Natur das Sagen hat. Eine einstige Mühle, mehrere Scheunen und ein Schafstall wurden zu einem modernen Entspannungshotel umfunktioniert, das energieeffizient und nachhaltig arbeitet. Seine Gäste werden eingeladen, zu reiten, zu wandern, Fahrrad zu fahren, Pilze zu sammeln und vor allem, abzuschalten. Gegessen wird an langen Holztischen unterm Glasdach. Die Zutaten der Gerichte stammen aus dem hauseigenen Bio-Garten oder von lokalen Produzenten.

 

Photos Copyrights: Le Barn, Leonardo Finotti, Peter Guenzel, Cyrielle Astaing / Rigotang, Eleven Experience, Micheal Turek, Günter Standl, Roman Cho, Bon Voyage, Omaanda Lodge, Bawah Reserve