Im Oktober hat Cadillac sein Experience Center in Europa eröffnet – an bester Adresse an der Bahnhofstrasse in Zürich. Chef-Designerin Magalie Debellis gab uns einen kreativen Einblick, was die E-Flotte der Marke ausmacht und welche Ziele sie mit ihrem Team verfolgt. Und dann war da noch die Sache mit den Meisterstücken …

Adam: Magalie, viele Designer haben eine persönliche Signatur – welche ist Ihre?

Magalie Debellis: Meine Signatur ist meine Herangehensweise. Also kein klassisches Element, sondern vielmehr die Art und Weise, wie ich ein Design gestalte. Ich liebe Mode, Kunst, Architektur … Zum Start eines neuen Projekts hinterfrage ich zuerst die allgemeine Inspiration. Ich schaue mir die Marke an, ihr Erbe, aber vor allem ihre Zukunft. Wie sollte eine Vision fürs Morgen aussehen? Und dieses Erbe interpretiere ich neu. Ich liebe schöne, aber vor allem kühne Projekte. Ich denke in der Gesamtsilhouette, sie muss diesen Ansprüchen gerecht werden. Und ich bin hartnäckig, das weiss mein Team. Mir ist es wichtig, uns gemeinsam immer auf eine neue Stufe zu bringen – genauso soll das Design sein. Wir arbeiten viel mit unseren Händen und 3D-Modellen. Gerade in der Anfangszeit. Ich will die Dinge spüren, modellieren, erleben.

Wie lange dauert ein Designprozess – beginnend bei der ersten Idee bis zur Präsentation?

Die erste Skizze für den LYRIQ habe ich im Jahr 2018 erstellt. Danach folgten erste Modelle in 3D-Form, massstabgetreu. Zudem haben wir einen Kurzfilm drehen lassen und parallel die Produktion vorangetrieben. Bei GM arbeiten wir Hand in Hand, kein Silodenken. Meine Aufgabe im Prozess sehe ich darin, diesen vom Anfang bis zum Ende zu begleiten, aber auch zu gestalten. Wir stimmen uns miteinander ab. Die Ingenieure, die Designer und alle anderen Beteiligten innerhalb der Organisation. Ein Cadillac ist ein Gemeinschaftswerk.

Gibt es Dinge, die den LYRIQ besonders auszeichnen oder vielmehr abheben von anderen Modellen anderer Marken?

Ich würde sagen, dass genau eine Sache wirklich einzigartig war. Wir haben eine komplett neue Batterie, die Ultium-Plattform, für diesen Wagen geschaffen. Es ist eine Batterie-Plattform der nächsten Generation. Oder wie ich gerne sage: Die Batterie liegt wie ein Skateboard zwischen vier Rädern. Und darauf konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes aufbauen. Wir konnten die Konfiguration komplett neu gestalten, basierend auf einer Basis mit einem starken Motor und einer Karosserie, die dank ihrer Masse viel Platz dazu bot. Unser Ziel war es, Elemente innovativ zu gestalten, die sich in jedem Wagen finden lassen. Wir wollten dem Auto Ausdruck verleihen. Vertikale Scheinwerfer, eine Mittelkonsole, die so integriert wurde, dass genug Platz für Ablagefläche ist. Wir haben die technischen Möglichkeiten ins Design übertragen und wie ich finde, einen ausdruckstarken Cadillac geschaffen. Die Persönlichkeit der Marke zeigt sich in jedem Detail, auch wenn das Modell neu ist.

Ihr Titel bei Cadillac ist «Head of Cadillac Advanced Design». Was bedeutet das «Advance» für Ihre Arbeit, für Sie persönlich?

Der Job als Autodesignerin ist spannend, du musst enorm kreativ sein. Aber du musst dich auch immer zehn Schritte im Voraus bewegen. Du musst weit in die Zukunft denken. Was bedeutet, gemeinsam mit deinem Team eine Strategie und eine Vision zu entwickeln, die bei kurzfristig beginnt und bei langfristig nicht wirklich endet. Derzeit denken wir darüber nach, wo Cadillac
und die gesamte Industrie in zehn Jahren stehen wird, sollte, müsste.

Nicht einfach …

Wenn ein neues Modell auf den Markt kommt, denken wir schon über das nächste, die nächsten

nach. Cadillac hat ein starkes Portfolio, aber wir haben immer die nächste Generation vor Augen. Sowohl die der Menschen und ihrer Bedürfnisse in der Zukunft wie aber auch bezogen auf unsere Technik und unser Design. Wir leben eine grosse Dynamik innerhalb des Teams und des gesamten Unternehmens. Alles, was wir umsetzen, soll etwas Besonderes sein. Wir wollen Nischenprodukte auf den Markt bringen, die dem Erbe der Marke gerecht werden, aber vor allem dem amerikanischen Luxus entsprechen.

Magalie, Sie sind seit vielen Jahren in der Branche. Gibt es so etwas wie ein Meisterstück?

Im Grunde sind es zwei Meisterstücke, wenn ich sie so nennen darf. Ich habe den LYRIQ designt, aber auch den CELESTIQ. Letzteres Modell ist das Flaggschiff der Marke. Und ich bin sehr stolz auf beide Produkte, da sie das Portfolio nachhaltig beeinflusst haben. Sie sind die Aushängeschilder der Elektro-Sparte von Cadillac. Und das macht mich stolz.

Was werden die nächsten Projekte sein?

Bei allem haben wir die gesamte Reise von Cadillac im Blick. Mit der Eröffnung des Experience Centers hier in Zürich und damit des ersten in Europa starten wir eine neue Ära. Unser Ziel ist es, Menschen auf der Welt die Autos zur Verfügung zu stellen, die sie heute haben wollen und morgen brauchen. Wir wollen Performance-Modelle produzieren, die zukunftsweisend sind. Und die Zukunft – vor allem die in unserer Branche – prägen.

Und eine letzte, sehr persönliche Frage: Sie haben Ihre Wurzeln in Frankreich. Wie ist es, in Amerika mit Amerikanerinnen und Amerikanern zu arbeiten?

Es sind auf jeden Fall unterschiedliche Kulturen (lacht). Doch genau das ist wichtig für unsere Arbeit. Die Arbeit bei Cadillac, aber auch allgemein bei GM. Die Vielfalt unseres Teams ist der Schlüssel unseres Erfolgs. Gerade in einem kreativen Umfeld braucht es verschiedene Meinungen, Einstellungen und auch Diskussionen. Mein persönlicher Vorteil ist, dass ich als Französin auf das Erbe einer amerikanischen Marke schauen und damit auch den externen Blick haben kann. Das ist spannend, wie es auch herausfordernd ist. Aber es ist grossartig.

Photos Copyrights: Cadillac

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