Zwischen Glitzer und Gefühl – Benson Boone bricht mit Klischees und trifft den Nerv seiner Generation
Das beste Geburtstagsgeschenk machte sich Benson Boone in diesem Jahr selbst: ein neues Album. Am 20. Juni erschien «American Heart», am 25. Juni wurde der US-amerikanische Sänger 23 Jahre alt. Und zu feiern hatte der junge Mann mit dem ungewöhnlichen Geburtsnamen reichlich. Denn was der Songwriter in den letzten eineinhalb Jahren an Erfolgen verbuchen konnte, kann sich sehen lassen. 2024 war er unter anderem als «Best New Artist» bei den MTV Music Awards und als «International Artist of the Year» bei den BRIT Awards nominiert. 2025 stand er auf der Liste der Anwärter auf einen Grammy als «Best New Artist». Zudem konnte er mit dem Song «Beautiful Things» fünf Mal Platin gewinnen. Und auch sonst gilt er weltweit als Ausnahmetalent. Und aktuell sieht es nicht so aus, dass seine Erfolgssträhne abreissen wird.
Eindruck machen
Zuletzt hat er beim legendären Coachella-Festival im letzten April einen Auftritt hingelegt, der zu reden gab. Gemeinsam mit dem Queen Gitarristen Brian May präsentierte er eine Coverversion von «Bohemian Rhapsody». Und das inklusive Salto von einem Flügel. Und schon vorher hatte er im Februar bei den Grammys eine Show geliefert, die in den sozialen Medien gefeiert wurde. Auf der Bühne liess er sich von Modell-Mama Heidi Klum den Anzug vom Körper reissen. Zum Vorschein kam ein babyblauer, hautenger Glitzerjumpsuit, dem später Meta-Chef Mark Zuckerberg bei der Geburtstagsparty seiner Ehefrau einen zweiten Auftritt ermöglichte. Sich selbst als Unikat zu präsentieren, gelingt Benson Boone gut. Aber wo ein «Wow», da gibt es auch immer auch eine andere Seite.

Denn, was so kurz zusammengefasst nach viel Selbstbewusstsein klingt und darauf schliessen lässt, dass da ein junger Kerl auf der Welle des Erfolgs reitet und das sehr dominant, ist eben nicht ganz so. Denn auch Benson Boone kennt Selbstzweifel – vor allem, wenn es um sein Aussehen geht. So sagte er in einem Interview mit dem «Rolling Stone»: «Weil ich so unfassbar hart zu mir selbst bin, und wenn ich anfange, zu viel über mein Aussehen nachzudenken, macht mich das einfach fertig, weil es immer etwas gibt, was ich noch tun könnte.» Die Arme muskulöser, die Schultern breiter … die Liste sei lang, so sein Fazit. Und dann atmet er kurz durch und ist wieder Realist: «Doch ich kann es mir nicht leisten, so zu denken, weil ich niemals glücklich sein werde, wenn ich so denke.»
Sich selbst verstehen
Das klingt ziemlich reif für einen jungen Mann Anfang 20. Auf der anderen Seite zeigt es auch, dass im Rampenlicht stehen – und das mit unfassbar viel Talent – eben nicht nur Glanz und Glamour ist. Sondern harte Arbeit, und die auch an sich selbst. Schaut man sich seine Songs an, ist dann auch schnell klar, dass Boone das Leben als grosse Chance, aber auch Herausforderung sieht. Selbstreflektiert war er aber schon immer. So nahm er an der 19. Staffel der Castingshow «American Idol» teil. Und die Juroren Lionel Richie, Katy Perry und Luke Bryan waren überzeugt, er aber jedoch nicht. Denn er verliess die Show auf eigenen Wunsch und erklärte später, dass «er seine musikalische Karriere lieber unabhängig und auf seine eigene Art entwickeln wollte». Sprich: Plattenlabel, Songs und Outfits wollte er sich weiter selbst aussuchen.


Boones erste Single «Ghost Town» erschien im Oktober 2021 und war sofort ein Erfolg. Er erreichte Chartplatzierungen in mehreren Ländern, unter anderem in den USA, Norwegen, Deutschland und Schweden. Die Anfänge waren gemacht. Im Januar 2024 kam dann die Single «Beautiful Things» auf den Markt. Kein One-Hit-Wonder, sondern das Ergebnis von Disziplin und dem Verständnis von Individualität. Benson Boone eifert nicht nach, daher auch die Neuinterpretation von «Bohemian Rhapsody». Aber er weiss, dass er nicht der erste Bühnenheld ist und genau das macht ihn so sympathisch. Seine Musik ist geprägt von emotionaler Ehrlichkeit und thematisiert Liebe, Verlust, Hoffnung und Selbstfindung. Boone selbst nennt Künstler wie Adele, Bruno Mars und Twenty One Pilots als wichtige Einflüsse für sein Schaffen. Und er bleibt dennoch authentisch.
Ein gesundes Selbstbewusstsein
Boone betont immer wieder, dass er Musik machen möchte, die für ihn selbst Bedeutung hat – ohne sich Trends oder Erwartungen zu unterwerfen. Mit seinem Talent, seiner Leidenschaft und seinem Gespür für zeitlose Songs hat der Sänger beste Chancen, sich langfristig in der Musikwelt zu etablieren. Seine Reise hat gerade erst begonnen, doch schon jetzt ist klar: Benson Boone ist gekommen, um zu bleiben. Er bleibt sich selbst treu, auch wenn der Druck steigt – von aussen wie von innen. In einer Welt, in der Likes und Klickzahlen oft wichtiger erscheinen als künstlerische Substanz, erinnert er junge Künstler daran, dass echte Emotionen und authentisches Storytelling immer noch ihren Platz haben. Er ist der Beweis, dass Verletzlichkeit kein Widerspruch zu Stärke ist, sondern Teil eines neuen Verständnisses von Männlichkeit und Ausdruck. Seine Texte sind keine Showeffekte, sondern Spiegel seines Inneren. Vielleicht berührt genau das so viele Menschen: ein Künstler, der nicht nur performt, sondern spürbar lebt, was er singt.

Photos Copyrights: Dennis Leupold & David Roemer